1. Eintritt frei
Vortrag

Konstellationen. Neue Sichten der Bibliothek

Codex Kentmanus. Eine herausragende Bilderhandschrift zur Naturkunde des 16. Jahrhunderts

Vortrag von Dr. Dominic Olariu in der Reihe „Konstellationen. Neue Sichten der Bibliothek“

 

Mit dem „Codex Kentmanus“ besitzt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek eine wahre Zimelie der frühneuzeitlichen Naturkunde. Johannes Kentmann und sein Sohn Theophil, beide Ärzte und Naturforscher aus Sachsen, erarbeiteten in mehreren Schaffensphasen zwischen 1549 und 1584 acht naturkundliche Traktate, die bereits Ende des 16. Jahrhunderts zu einem einzigen Band gebunden wurden und seitdem den Codex Kentmanus bilden.

Das Buch besteht größtenteils aus ganzseitigen Illustrationen von europäischen und außereuropäischen Pflanzen und Meerestieren auf Papier, auch von einigen Vögeln und Vierbeinern. Die Illustrationen sind für den damaligen Stand der Naturgeschichte als überaus außerordentlich zu bezeichnen, weniger im Sinne ästhetischer Darstellungen als ganz bewusst in der Art biologischer Aquarellzeichnungen, die die Morphologie, spezifische biologischen Eigenheiten und wenig bekannte Arten der Flora und Fauna zeigen, ja geradezu dokumentieren sollten. Beide Urheber absolvierten längere Aufenthalte in Italien und ließen sich von den dort eingesetzten Bildpraktiken inspirieren.

Der Codex Kentmanus ist auch deshalb ein Unikum, weil er zum Teil ausführliche Kommentare des Vaters zu den illustrierten Pflanzen enthält, zu einer Zeit, als die Botanik begann, sich als eigenständige Disziplin von der Medizin abzutrennen. Diese Aufzeichnungen enthalten nicht nur wissenschafts- und kulturgeschichtlich relevante Informationen, sondern sie sind auch aus kunsthistorischer Perspektive von Bedeutung, da sie einen Einblick in die Bildpraktiken für die Naturkunde des 16. Jahrhunderts gewähren. Vor allem die Bilder von Johannes Kentmann waren derart wirkmächtig, dass sie von bedeutenden Naturgelehrten jener Zeit, von Conrad Gessner und Georg Öllinger, kopiert wurden. Auch gaben sie Anlass und waren Vorlage für ein exquisit ausgemaltes Kräuterbuch, das Johannes für Kurfürst August I. von Sachsen anfertigen ließ.

Der Vortrag findet im Rahmenprogramm der Präsentation „Land. Fluss. Kentmanus. Natur erforschen im 16. Jahrhundert“ statt.

Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V.

Wir bitten Sie, beim Einlass ein negatives Corona-Testergebnis bzw. einen Impf- oder Genesenen-Nachweis vorzuzeigen. Schnelltests stellen wir Ihnen gerne vor Ort zur Verfügung. Bitte beachten Sie auch unsere geltenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen.

 

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