Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Interdisziplinäre Tagung des Zentrums für Klassikforschung vom 8.-10. Oktober in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Wie prägen Kriegserfahrungen Literatur, Kunst und Denken? Dieser Frage geht die Tagung „Das Wissen des Krieges. Konstellationen der Weimarer Klassik um 1800“ nach, die das Zentrum für Klassikforschung vom 8. bis 10. Oktober 2025 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek veranstaltet. Ausgehend von der historischen Weimarer Militärbibliothek wird untersucht, wie die militärischen Konflikte während der Epochenschwelle um 1800 in Literatur, Kunst, Musik, Wissenschaft und Gesellschaft verarbeitet wurden. Unter der Leitung von Andrea Albrecht (Universität Heidelberg), Arno Barnert und Reinhard Laube (beide Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek) werden Fragen aufgeworfen, was aus militärgeschichtlicher, aber auch aus sozial-, kultur-, literatur- und musikhistorischer Perspektive über Weimar und über ‚das Reich‘ sichtbar wird, wenn man sich auf die militärischen Aspekte der damaligen Lebenswelten konzentriert.
Bereits 1825 wurde der Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek durch einen Bücherturm ergänzt – eine architektonische und symbolische Transformation, die den Zusammenhang von Krieg, Wissen und Kultur sichtbar macht. Die Militärbibliothek wurde dort von 1630 bis 1930 als Wissensraum aufgebaut, mit einem Schwerpunkt auf der Epochenschwelle um 1800 während der Napoleonischen Kriege und der Freiheitskriege. Als Teil des Sammlungsensembles eröffnet die Militärbibliothek mit ihren thematischen Buchaufstellungen – von Fortifikationen über Kartenwerke und Kriegsdarstellungen bis hin zu literarischen Zeugnissen – ein einzigartiges Panorama jener Epoche.
Eröffnet wird die Tagung mit einem künstlerischen Highlight: Der Liederabend „Liebe, Krieg und Tod“ nähert sich dem Thema der individuellen Kriegserfahrung mit einer musikalischen Spurensuche. Christian Brückner (Sprecher) und Daniel Heide (Flügel) interpretieren am 8. Oktober um 20 Uhr im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Rainer Maria Rilkes „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ in der Vertonung von Viktor Ullmann. Rainer Maria Rilkes Prosatext erzählt die Geschichte eines 18-Jährigen, der als Soldat im Türkenkrieg des 17. Jahrhunderts fällt – im Versuch, die Fahne seiner Kompanie zu retten. Der Komponist Viktor Ullmann, 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt interniert, verdichtete die Erzählung Rilkes zu einem eindringlichen Werk in 12 Stücken für Sprecher und Klavier. Vermutlich handelt es sich um seine letzte Komposition, bevor er ermordet wurde.
Die Teilnahme an der Tagung und am Liederabend ist kostenfrei, um Voranmeldung unter haab@klassik-stiftung.de wird gebeten.
Weitere Informationen und das vollständige Programm finden Sie hier.
Bilddaten: Bücherturm der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Foto: Toma Babovic © Klassik Stiftung Weimar