Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
Der belgische Architekt und Designer Henry van de Velde (1863–1957) übte mit seiner klaren Formgebung bedeutenden Einfluss auf das Kunstgewerbe um 1900 aus. Sein umfangreiches Œuvre umfasst Gemälde und Grafik, Architektur und Textilien, Möbel und Metallkunst wie Schmuck, Kerzenständer oder Bestecke. Des Weiteren entwarf er Gebrauchsgegenstände aus Keramik und Porzellan und war als Theoretiker, Schriftsteller und Typograph tätig. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wird derzeit an der Klassik Stiftung Weimar ein Werkverzeichnis der raumkünstlerischen und kunstgewerblichen Arbeiten Henry van de Veldes erstellt.
Nähere Informationen: www.wvz-henryvandevelde.de sowie in der Forschungsprojektdatenbank der Klassik Stiftung Weimar
Kontakt: Sabine Walter (sabine.walter@klassik-stiftung.de)
Durch die Vermittlung Harry Graf Kesslers wurde van de Velde 1902 als Berater für das thüringische Kunsthandwerk nach Weimar berufen, wo er die Großherzogliche Kunstgewerbeschule etablierte. Während des Ersten Weltkriegs musste er 1917 als „feindlicher Ausländer“ das Land verlassen und empfahl den jungen Architekten Walter Gropius als seinen Nachfolger, der 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar gründete.
Die Klassik Stiftung Weimar bewahrt einen breiten Querschnitt der Arbeiten van de Veldes, vor allem repräsentative Möbel, Stoffe, Kunstgewerbe und Schülerarbeiten. Hervorzuheben sind unikale Möbel aus dem berühmten Berliner Frisiersalon von François Haby, die fast geschlossen erhaltene Wohnungsausstattung der Familie von Münchhausen sowie wichtige Einzelstücke aus fast allen Perioden seines Schaffens.
Im Sommer 1906 erwarb Henry van de Velde ein Grundstück an der Belvederer Allee 58 und entwarf eine eigenwillige Architektur für die Villa, die er mit seiner Familie Ende März 1908 bezog. Zunächst widmete er sich der Konzeption und Funktionalität der Räume, bevor er vom inneren Kern auf die äußere Hülle schloss. Dafür spricht nicht nur die auffallende Disharmonie der Außenarchitektur, sondern insbesondere die funktionale Klarheit des Inneren. Mit dem „Haus Hohe Pappeln“ verwirklichte van de Velde ein individuelles Gesamtkunstwerk, das Architektur, Raumausstattung und Malerei in gleichem Maße harmonisch vereint. In den sorgfältig restaurierten Räumen der Beletage wird heute Mobiliar und Kunsthandwerk von Henry van de Velde präsentiert.
Nach dem Tod Friedrich Nietzsches beauftragte Elisabeth Förster-Nietzsche, die Schwester des Philosophen, Henry van de Velde mit der Umgestaltung und Neueinrichtung des Nietzsche-Archivs in der heutigen Humboldtstraße 36. Das Raumensemble ist als Gesamtkunstwerk fast vollständig erhalten. Die von Henry van de Velde entworfenen Einbauten, die Öfen und das Mobiliar, darunter auch ein Flügel, Lampen und dekorative Vasen können zu den Öffnungszeiten besichtigt werden. In dem einheitlich gestalteten Interieur mit der organisch-dynamischen Formensprache manifestiert sich die gestalterische Grundidee des Jugendstilkünstlers.
Die ganzheitlich gestalteten Raumensembles des Jugendstilkünstlers können im Haus Hohe Pappeln und im Nietzsche-Archiv besichtigt werden.
Die graphischen Bestände können nach Absprache mit Dr. Stephan Dahme, Abteilung Graphische Sammlungen (stephan.dahme@klassik-stiftung.de), besichtigt werden.
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