Foto der historisch-kritische Ausgabe von Goethes Tagebüchern

Johann Wolfgang Goethe: Tagebücher

Historisch-kritische Ausgabe

Direktion/ReferatGoethe- und Schiller-Archiv
ProjektverantwortungDr. Margit Glaser, Johannes Korngiebel, Dr. Ariane Ludwig, Annalisa Ricchizzi
Laufzeitseit 1998

Eine „tägliche […] Buchführung mit sich selbst“ war für Goethe von großer Bedeutung, wie er 1827 gegenüber Kanzler Friedrich von Müller formulierte. Seine überlieferten Tagebücher machen rund zehn Prozent seines literarischen Nachlasses aus und erstrecken sich über einen Zeitraum von 57 Jahren. Einigermaßen kontinuierliche Aufzeichnungen beginnen 1775 während Goethes erster Schweizer Reise. Ab März 1817 werden die Tagebücher so gut wie ununterbrochen geführt. Sie enden wenige Tage vor Goethes Tod im März 1832. In späteren Jahren benutzte Goethe sie auch als Arbeitsmaterialien zur Abfassung autobiographischer Schriften wie der „Tag- und Jahres-Hefte“.

Die ab 1797 überwiegend diktierten Diarien sind, abgesehen von frühen Aufzeichnungen, keine ausführlichen Beschreibungen von innerem Erleben und Empfinden, sondern vor allem Dokumentation eines überaus reichen und tätigen Lebens. Mit den Jahren werden sie tendenziell immer sachlicher und konzentrierter. Nicht zuletzt in der Knappheit der Einträge und in der Vielseitigkeit von Goethes Interessen, Tätigkeiten und Beziehungen liegt der hohe Kommentierungsbedarf der Texte begründet.

Im Unterschied zur Weimarer Ausgabe von Goethes Werken, in der seine Tagebücher zwischen 1888 und 1903 erstmals vollständig publiziert, aber so gut wie nicht erläutert wurden, werden die Texte in der neuen historisch-kritischen Edition ohne Eingriffe durch die Herausgeber nach den Handschriften wiedergegeben. Die Edition bietet heutigen Standards entsprechende Apparate, die sämtliche zeitgenössische Korrekturen und Ergänzungen sowie die Wechsel der Schreiber verzeichnen. Ein ausführlicher, auf Basis der Forschungsliteratur und unveröffentlichter Quellen erarbeiteter Kommentar erläutert und kontextualisiert die Notate. Ein umfangreiches Register der direkt und indirekt im Tagebuch genannten Personen, Werke und Orte sowie ein Register zu Goethes Werken erschließen den Text.

Von den geplanten dreizehn Doppelbänden der Ausgabe liegen derzeit die Text- und Kommentarbände der Tagebücher zu den Jahren 1775 bis 1824 vor (zuletzt erschienen: Johann Wolfgang Goethe: Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Band IX, 1 und 2 (Text und Kommentar). 1823-1824. Herausgegeben von Margrit Glaser, Johannes Korngiebel und Ariane Ludwig unter Mitarbeit von Luise Grabolle und Judith Gloria Pörschke. Heidelberg, Berlin: J. B. Metzler, 2024.)

Im Rahmen des Akademieprojekts „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“ werden diese Druckbände retrodigitalisiert und zusammen mit Digitalisaten der nahezu vollständig im Goethe- und Schiller-Archiv überlieferten Tagebuchhandschriften schrittweise online zugänglich gemacht. Die Edition der Tagebücher der Jahre 1825 bis 1832 sowie der Supplemente entsteht als genuin digitale Ausgabe.

Kontakt

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.