Aktuelle Fellows 2024

Übersicht aller Weimar-Fellows, Nietzsche-Fellows, Bauhaus-Fellows und MWW-Fellows des laufenden Jahres in chronologischer Reihenfolge

Florian Breitkopf (Weimar-Fellow, Januar/Februar 2024): Nach Beendigung meines Promotionsstudiums an der University of Pennsylvania im Dezember 2023 suche ich das Leben und Werk des Malers Christian Ferdinand Hartmann (1774-1842) in Form einer Künstlermonografie inklusive Werkverzeichnis und kritischer Edition der Briefwechsel grundlegend zu erschließen. Im Rahmen meines Weimarer Forschungsaufenthalts werde ich das spannungsreiche Verhältnis zwischen Hartmann und den Weimarischen Kunstfreunden Goethe und Johann Heinrich Meyer u. a. durch die Auswertung relevanter, im Goethe- und Schiller-Archiv befindlicher Briefe sowie der Zeichnungen Hartmanns in der Graphischen Sammlung untersuchen und damit eine wichtige Phase in der frühen Schaffenszeit des Malers aufarbeiten.

Dr. phil. Yuliya Mykytyuk (Weimar-Fellow, Januar/Februar 2024) ist Wissenschaftlerin und Übersetzerin aus der Ukraine. Nach der Promotion an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw zum Thema „Kompliment als Sprechakt (anhand der deutschsprachigen dramatischen Werken des 18.-20. Jahrhunderts)“ forscht sie über den Wandel der kommunikativ-pragmatischen und soziokulturellen Strategien der (Un)Höflichkeit anhand der Werke der deutschen Dramatikerinnen vom 17.-21.Jahrhundert. Im Rahmen ihres Weimar-Aufenthalts erforscht sie die dramatischen Werke von Charlotte von Stein, Amalie von Sachsen und Anna Rupertina Fuchs, um den bisher ausgegrenzten Bereich weiblicher Literatur aufzudecken und ihn als ein durchaus gültiges empirisches Material zu etablieren, durch das der Bezug zu den kulturellen Systemen und Normen der jeweiligen Epoche festgestellt werden kann.

Karin Sprang (Weimar-Fellow, Januar/Februar 2024) is a PhD candidate at the University of Warwick’s Centre for the Study of the Renaissance, where she studies the use and production of northern-European alba amicorum in early modern Italy. This highly interdisciplinary study combines approaches and topics from art history, book history, cultural history, and early modern mobility studies in order to map out the networks of travellers, artists, and artisans in the sixteenth and seventeenth centuries. Previously, she has completed MAs in Culture of the European Renaissance (University of Warwick) and Curating Art & Cultures (University of Amsterdam), and interned as curator-in-training at the Mauritshuis. As a Weimar Fellow, she will research the rich collection of Stammbücher at the Herzogin Anna Amalia Bibliothek.

Patrizia Carmassi (Weimar-Fellow, März/April 2024): Nach dem Studium der klassischen Philologie an der Universität Pisa promovierte ich im Hauptfach Mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster. Nach meiner Dissertation über mailändische liturgische Handschriften arbeitete ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, an der Universität Göttingen und an der Universität Orléans (als Marie Skłodowska-Curie Research Fellow). In Italien wurde ich vom Ministerium für Universität und Forschung im Fach Buchwissenschaft habilitiert. Aktuell katalogisiere ich in einem von der DFG geförderten Projekt die mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen. Meine Forschungsinteressen reichen von der mittelalterlichen Liturgie zur lateinischen Philologie, von der Kodikologie zur Geschichte von Buchsammlungen, von den Zeitkonzepten im Frühmittelalter zu Bild/Text-Beziehungen.

Marlene Reich (Nietzsche-Fellow, März/April 2024) studierte Middle Eastern Studies, Komparatistik und Germanistik in Wien, Tübingen und New York. Ihr Dissertationsprojekt am German Department der New York University untersucht die Relation von Glück und Ökonomie in deutschen und britischen Romanen des 19. bis 21. Jahrhunderts. Ausgehend von der in der literaturwissenschaftlichen und philosophischen Forschung etablierten Theorie, dass Glückskonzepte durch die Ausbreitung des Kapitalismus im 18. Jh. nachhaltig geprägt wurden, sucht ihre Arbeit Änderungen in den Erzählbedingungen des Glücks epochenübergreifend nachzuverfolgen. Insbesondere widmet sich ihr Projekt der Frage, mit welchen innovativen zeitlichen, räumlichen und oberflächenästhetischen Erzählstrukturen der Roman auf das instrumentelle Glückskalkül des Kapitalismus und Neoliberalismus reagiert.

Karolin-Sophie Stüber (Nietzsche-Fellow, März/April 2024) In meiner Promotion argumentiere ich, dass die aktuelle philosophische Debatte um Solidarität von einer Neulektüre der politischen Theorie Hannah Arendts befruchtet werden kann. Arendts Werk lese ich als kritische und hoffnungsvolle Reflexion der Möglichkeitsbedingungen des Politischen unter dem Vorzeichen der Krise. Dafür aktualisiere ich ihre Überlegungen zu radikaler Pluralität, gemeinsamer Welt, kollektiver Handlungsformen, mutiger Öffentlichkeiten und politischer Urteilskraft. Auf dieser Basis lässt sich Solidarität als weltgestaltende Praxis konzeptualisieren, die auf einer kritisch-reflexiven Haltung gründet und transformative Kraft entfalten kann. Hierin liegt nicht nur das zutiefst demokratische Potenzial von Solidarität, sondern in konzeptioneller Hinsicht auch ihre eigenständige normative und politische Leistung. Das Fellowship möchte ich nutzen, um meine Ergebnisse zu diskutieren und das Promotionsprojekt abzuschließen, das ich im Rahmen des interdisziplinären Projekts „Praktiken der Solidarität“ in München begonnen habe.

Karolin-Sophie Stueber, Weimar-Fellow

Dr. Bianka Trötschel-Daniels (Weimar-Fellow, März/April 2024): Kulturverwaltungsrecht in der DDR – Die NFG als Akteur - In meinem Forschungsvorhaben frage ich wie die Institution „Klassik Stiftung Weimar“ zur DDR-Zeit, damals noch sogenannte „Nationale Forschungs- und Gedenkstätte der klassischen deutschen Literatur in Weimar“ (NFG) im Geflecht staatlicher Kultur(verwaltungs-)institutionen verortet war. Als wichtiger Akteur im Kulturgutschutzwesen der DDR nahm die NFG eine herausgehobene Stellung ein. Sie war als forschende, sammelnde, ausstellende und gedenkende Institution ab 1953 verwaltungsorganisatorisch sowie finanziell der Akademie der Künste unterstellt. Nach dem Tode des prägenden ersten Direktors Helmut Holtzhauers veränderte sich die Zuständigkeit zugunsten des Ministeriums für Kultur, dem die NFG ab 1975 unterstand. Ich möchte, ausgehend von der NFG als Akteur, Veränderungen im Kulturgutschutzverwaltungsrecht der DDR nachzeichnen.

Julia Jennifer Beine (Shakespeare-Stipendiatin, April-Juni 2024) hat Klassische Philologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum studiert und ist dort 2023 mit einem interdisziplinären Projekt in der Lateinischen Philologie promoviert worden. Im Wintersemester 2023/24 hat sie die Professur für Digital Humanities am Institut für Griechische und Lateinische Philologie (Prof. Dr. Frank Fischer) an der FU Berlin vertreten. In ihren Forschungsprojekten untersucht sie mit interdisziplinären Methoden das europäische Drama von der Antike bis in die Moderne sowie Rezeptionen der griechisch-römischen Literatur vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt bilden digitale Methoden in der Philologie und Literaturwissenschaft. An der Klassik Stiftung Weimar untersucht sie die Schlegel-Tieck-Übersetzung von Shakespeares „Julius Caesar“ in ihrem literarischen und historischen Kontext.

Lena Marie Brinkmann, Nietzsche-Fellow

Lena Marie Brinkmann (Nietzsche-Fellow, Mai/Juni 2024) forscht im Rahmen ihres Dissertationsprojektes am Graduiertenkolleg Gegenwart/Literatur zu historischen und zeitgenössischen Dorferzählungen, die als Gegenwartsliteraturen gesellschaftliche Thematiken und Tendenzen darstellen und kommentieren. Das Forschungsprojekt legt den Untersuchungsfokus auf einen Raum innerhalb des Dorfes: Die Wirtshäuser fungieren bereits in den Texten des 19. Jahrhunderts als Brennzellen innerhalb der lokalen Gemeinschaften, weil hier Handlungs- und Diskursstränge zusammenlaufen. Auch die zeitgenössische Gegenwartsliteratur folgt dieser Tradition – die Räume selbst sind symbolisch codiert, sodass die Analyse sowohl philologische als auch raumtheoretische Zugänge erforderlich macht, um sich diesem Raum zu nähern, der wie kein zweiter für das Geschichtenerzählen steht.

Elisabeth Burk (Weimar-Fellow Mai/Juni 2024) studierte Kunstgeschichte und Skandinavistik in Münster und wurde dort mit einer Dissertation über die Kunstsammlungen Landgraf Carls von Hessen-Kassel im europäischen Vergleich promoviert. Sie forscht zu frühneuzeitlicher Sammlungsgeschichte und Schatzkunst. Medaillen – kleinformatige Kunstwerke aus edlem Material – sind Medien der Erinnerungskultur und Vermittler politischer, dynastischer und religiöser Ansprüche. Die Klassik Stiftung Weimar verfügt über einen hochkarätigen Bestand von Reformationsmedaillen, die anlässlich protestantischer Jubiläen entstanden, den Auftraggeber:innen jedoch zugleich die Möglichkeit boten, sich als Hüter:innen des Glaubens zu inszenieren und gegenüber anderen Herrscher:innen zu profilieren. Diese Objektgruppe künstlerisch, historisch und sammlungsgeschichtlich zu erschließen, ist Ziel des Forschungsaufenthalts.

Fernanda Nicolini (Bauhaus-Fellow, Mai/Juni 2024): I am a multi-artist and dance teacher, a doctoral researcher in the Postgraduation Program in Performing Arts with an emphasis on Processes and Methods of Scenic Creation at the Federal University of the State of Rio de Janeiro UNIRIO (BR). Master in Dance with an emphasis on Performance Art at  the Federal University of Rio de Janeiro - UFRJ (BR), since 2018 I have been developing a research called “OBJECTSUBJECTOBJECT” about the dance of human and non-human bodies using different approaches, such as the work of Oskar Schlemmer, the Brazilian artist Tunga together with Object Oriented Ontology and other concepts and processes of experimentation through dance, somatic practices, theater and artistic multidisciplinarity. As part of my work, the project “Straßentanz” will be developed during my Bauhaus fellowship. It aims to take the research to another level, going even deeper into Schlemmer's “Tänzermensch” from a foreign perspective, dialoguing between theory and artistic practice with individual and collective experiments, rethinking Weimar's public space through movement.

Dr. Anna Talens (Bauhaus-Fellow, Mai/Juni 2024) is an interdisciplinary artist. She works in the field of sculpture and its relationship to space. In recent years she has specialised in the conception of specific projects for historical architectural spaces. Her work deals with sculpture as a sensory experience that is activated by the space that inhabits it. She has been a scholarship holder at the Spanish Academy in Rome where she created the installation "Mons Aureus" and has recently inaugurated her first public artwork "Palafit" in the surroundings of the new Caixaforum in Valencia. Some of his themes revolve around the found object and the inhabited space, as well as the perception of time through the transformation of matter or the incidence of light on the sculptural object. He is currently working on the project "Ars Ignis. The Poetry of Destruction", in relation to the context of the Duchess Anna Amalia's Library in Weimar, which suffered a fire 20 years ago. This project aims to give new meanings to fragments and ashes that have not been catalogued by researchers and restorers. Using art as an active tool in places where science can no longer reach.

Anna Talens, Bauhaus-Fellow
Jiani Fan, Nietzsche-Fellow

Jiani Fan (Nietzsche-Fellow, Juli/August 2024) is assistant professor in the Department of Foreign Languages and Literatures at Tsinghua University. Her research fields include French and German intellectual history, philosophy, and literature; Classics, including Classical reception in Germany and France from early modern to contemporary period. She obtained her PhD degree on Comparative Literature in Princeton University. Her research project in Weimar is Pleasure as a First Principle? Nietzsche and the French Moralists (Pascal, La Rochefoucauld and Montaigne) on Morality and Religion. The articles related to this project have been published in academic journals such as History of European Ideas, Early Modern French Studies, and The European Legacy.

Lukas Meisner (Nietzsche-Fellow, Juli/August 2024) studierte Philosophie, Komparatistik und Soziologie u.a. in Tübingen und London und promovierte in Venedig und Erfurt zur Kritischen Theorie politischer Autonomie. Seit 2023 ist er Fellow am SFB Strukturwandel des Eigentums der Friedrich-Schiller-Universität Jena und tätig als Lehrkraft an der Leuphana Universität Lüneburg und der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht. In Weimar wird Meisner sein Buchprojekt Fluch(t) abschließen, das, ausgehend von der Flucht seiner Eltern aus der DDR in die BRD 1989, den Zusammenhang von Neoliberalismus und Rechtspopulismus mittels der heuristischen Linse Ost/ West in den Blick nimmt. Methodologisch zwischen ‚Ethnografie des Selbst‘ (Ernaux), ‚Hauntologie‘ (Fisher) und ‚soziologischer Imagination‘ (Mills) angesiedelt, entwickelt Fluch(t) eine Dialektik aus Theorie und Literatur, wie sie auch aus Nietzsches Werk bekannt ist. Letzte Buchpublikation: Medienkritik ist links. Warum wir eine medienkritische Linke brauchen, Berlin 2023

Elif Damla Yavuz  (Weimar-Fellow, Juli/August 2024): ist Dozentin für Musikwissenschaft an der Mimar-Sinan-Universität der Künste-Türkei. Ihre Forschungsinteressen umfassen das Musikleben der Republikanischen Periode in der Türkei mit Schwerpunkt auf Paul Hindemith, Carl Ebert, Ernst Praetorius und deutschen Exilen; Migration mit Schwerpunkt auf den musikalischen Produktionen von Türkeistämmigen in Deutschland und Studien über deutsche Musikethnologen in Anatolien mit Schwerpunkt auf vergleichenden Musikwissenschaftlern der Berliner Schule und Kurt und Ursula Reinhard. Im Rahmen des Weimar-Fellowships wird sie sich mit dem deutschen Dirigenten Ernst Praetorius beschäftigen, der als Generalmusikdirektor des Deutschen Nationaltheaters in Weimar wirkte, aber nach 1933 in die Türkei gehen musste, um seine Weimarer Jahre zu beleuchten, die zu seiner Entfremdung führten.

Dr. Wiesław Małecki (Nietzsche-Fellow, September/Oktober 2024): Mein philosophisches und kulturelles Interesse gilt vor allem der Kultur des deutschsprachigen Raumes. Sie hat mich seit vielen Jahren immer wieder zum Nachdenken angeregt und bewegt. Auf meinen Streifzügen durch dieses Gebiet habe ich von einer geheimen literarischen Inspirationsquelle Goethes erfahren, die man vom Fenster seiner ehemaligen Weimarer Wohnung am Frauenplan aus sehen kann. Oder von einem Ort, an dem eine Haarlocke Immanuel Kants zu sehen ist, oder davon, dass Informationen über den Besitz von "Zwischenkieferknochen" manchmal zu einer Revolution in der Anthropologie führen können. Der Fertigstellung meines Buches über Kants philosophische Anthropologie ist mein derzeitiger Aufenthalt in Weimar gewidmet.

 

Erika Schumacher (Weimar-Fellow, September/Oktober 2024)is a PhD candidate in History and Human Rights at the University of California at Davis. Her research focuses on the place of parks and landscapes in the formation of German aesthetics and national identity in the late 18th and 19th centuries. Her project as a Weimar Fellow, Classical Landscape Architecture and the Garden as Utopia, will utilize writings on the aesthetics and science of landscape architecture to understand how aesthetic experience informed national identity and how metaphors on gardening and nature informed political rhetoric on nation-building. Completing this research as a Weimar Fellow will be her first research fellowship as a doctoral candidate and will set the direction for her dissertation’s development.

Dr. Martin Welsch (Nietzsche-Fellow, September/Oktober 2024); geboren 1989; Studium der Philosophie, Politikwissenschaft, Anglistik und Romanistik an der Universität Heidelberg; Promotion ebendort zu Kants Anfangsgründen der Volkssouveränität unter der Betreuung von Prof. Dr. Hans Friedrich Fulda; Gastwissenschaftler an der Europa-Universität Flensburg; Forschung zur Rechts- und Staatsphilosophie, zur Philosophischen Rhetorik, Aufklärung und Anthropologie sowie zur Kritischen Theorie. Im Rahmen des Nietzsche-Fellowships arbeitet er am Forschungsprojekt: Zukunft der menschlichen Natur bei Kant, Rousseau und Nietzsche. Das Projekt will die vereinseitigenden Bezugnahmen auf Kant und Nietzsche in den gegenwärtigen Debatten um die biotechnischen Eingriffe in die menschliche Natur überwinden durch eine Vermittlung über die Philosophie Rousseaus – und das mit dem Ziel, einen Begriff der Menschenwürde zu entwickeln, der die Positionen sowohl der Befürworter als auch der Gegner solcher Eingriffe in einer integrativen Position aufzuheben vermag.

Sylwia Werner (Weimar-Fellow, September/Oktober 2024) – studierte Germanistik an der Universität Olsztyn (Polen) und an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. 2010 Promotion an der FU Berlin im Fach Neuere Deutsche Literatur mit einer Arbeit zu „Bild-Lektüren. Studien zur Visualität von Werken Elias Canettis“ (Heidelberg 2013). 2021 Habilitation an der Universität Konstanz zum Thema „Lemberger Moderne. Studien zur Entstehung einer Wissenskultur“ (Paderborn 2023). Aktuell forscht sie zu negativen Reiseberichten über Italien in der Goethe-Zeit und widmet sich dabei der Frage nach den Grenzen des Verstehens angesichts fremder Kulturen.

Yvonne Al-Taie (Weimar-Fellow, Juni/Juli 2024): Yvonne Al-Taie ist Akademische Rätin auf Zeit und Privatdozentin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In ihrem Forschungsvorhaben an der Klassik Stiftung Weimar wird sie sich mit den Alben Allwina Frommanns und Ottilie von Goethes beschäftigen. Das Album soll dabei als ein Medium weiblicher Autorschaft in der Goethezeit begriffen werden, in dem sich Sammelpraxis, Materialitätsbewusstsein und künstlerische, gesellige, bisweilen auch ökonomische Alltagspraktiken spiegeln. Das Projekt fragt zum einen, inwiefern sich in den Sammlungspraktiken die Lebensrealitäten und Rollen gebildeter Frauen im Umfeld der Weimarer und Jenaer Dichter- und Gelehrtennetzwerke dokumentieren, und nimmt zum anderen die materiellen, medialen und multimodalen Arrangements in den Blick, auf deren Grundlage das Album als eine ebenso eklektische wie flexible Kunstform neu betrachtet werden soll.

Yvonne Al-Taie, Weimar-Fellow
Marius Hoppe, Weimar-Fellow

Marius Hoppe M.A. (Weimar-Fellow, November/Dezember 2024) Im Fokus meiner Studien stehen die heterogenen Phänomene der Reformmoderne um 1900. Durch Zufall stieß ich in den Beständen der Klassik Stiftung Weimar auf den künstlerischen und schriftlichen Nachlass eines heute eher vergessenen Protagonisten der Moderne: dem Fotografen und Grafiker Paul Dobe (13. Okt. 1880, Magdeburg – 03. Dez. 1965, Weimar). Dobe lehrte jeweils für kurze Zeit an der Herzoglichen Kunstgewerbeschule und am Staatlichen Bauhaus Weimar. Vor allem wurde er in den 1920er/1930er Jahren mit seinen Fotografien von deutschen Wildpflanzen bekannt, die eine wichtige Position innerhalb der Neuen Sachlichkeit darstellen. Sich selbst verortete der Künstler aber keineswegs in die Moderne seiner Zeit, sondern stand er vielmehr ablehnend gegenüber. Meine Forschungen wollen dieses Spannungsverhältnis tiefgehender untersuchen.

PD Dr. Veith Selk (Nietzsche-Fellow, November/Dezember 2024) ist ein Politikwissenschaftler aus Hamburg, der mit einer Arbeit über Angst als Thema des politischen Denkens promoviert wurde. Gegenwärtig ist er als Privatdozent an der TU Darmstadt sowie als Fellow am Point Alpha Research Institute in Geisa tätig. In Weimar wird er das Modell eines Republikanismus der Furcht entwickeln. Er kritisiert mit diesem Vorhaben die Ideologie der „Freiheit von Furcht“. In der liberalen Demokratie lassen sich, so seine von Machiavelli und Nietzsche inspirierte These, der Hass auf die Eliten und die Furcht vor dem Volk nicht überwinden. Sie sollten nicht unterdrückt oder verleugnet, sondern anerkannt und institutionell ausgetragen werden.

Jüngste Buchveröffentlichung: Demokratiedämmerung. Eine Kritik der Demokratietheorie, Suhrkamp/STW: Berlin 2023.

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.