Was ist Provenienzforschung?

Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Herkunft von Kulturgütern und sucht Aufschluss über deren frühere Besitzerinnen und Besitzer zu geben. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei sogenanntes NS-Raubgut: Objekte, die ihren rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümern im Zusammenhang mit ihrer Verfolgung durch das NS-Regime entzogen wurden. Das geschah nicht nur durch direkte Zwangsmaßnahmen, wie es der Begriff „NS-Raubgut“ nahelegt. Viele Verfolgte mussten ihr Hab und Gut unter Wert verkaufen, um ihr Überleben zu sichern, um Zwangsabgaben zu leisten oder um ihre Emigration zu finanzieren.

Im Jahr 1998 verständigten sich 44 Staaten, darunter auch Deutschland, auf der Washingtoner Konferenz darauf, diese NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgüter zu identifizieren und sie den Verfolgten oder deren Erben zurückzugeben.

Darauf aufbauend unterzeichneten Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände im Jahr 1999 eine „Gemeinsame Erklärung“. Diese Selbstverpflichtung legt den verantwortungsvollen Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern in Deutschland fest. Eine „Handreichung“ bietet Orientierungshilfen zur Umsetzung der „Gemeinsamen Erklärung“.

Auch in den Beständen der Klassik Stiftung Weimar befinden sich unrechtmäßig erworbene Kulturgüter. Deshalb werden alle seit 1933 getätigten Erwerbungen in chronologischer Reihenfolge überprüft. Diese Recherchen erfolgen gattungs- und bestandsübergreifend.  Entgegen der verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung stehen in der Klassik Stiftung Weimar nicht nur Gemälde und andere Kunstwerke infrage, sondern gemäß ihrer Sammlungsvielfalt auch Bücher, Autographen, Archivalien und kunsthandwerkliche Gegenstände.

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.