Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Der Sommerkurs bietet jungen Wissenschaftler*innen die Chance, sich gemeinsam mit einer renommierten Forschungspersönlichkeit intensiv mit einem geistes- oder kulturwissenschaftlichen Thema zu befassen.
Die Klassik Stiftung Weimar veranstaltet seit 2010 zusammen mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena internationale Sommerkurse, um jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit zu eröffnen, sich gemeinsam mit einer renommierten Forschungspersönlichkeit intensiv mit einem zentralen geisteswissenschaftlichen Thema auseinanderzusetzen. Durch die Verbindung der kulturellen Überlieferungen und Sammlungen Weimars mit Fragen und Theorien der Gegenwart entsteht ein einzigartiger Ort des Austauschs.
»Wohnen« ist ein Problembegriff. Jeder Versuch einer Präzisierung ist allein aus dem Grund schwierig, weil das Wohnen als übergreifender Tätigkeitsbereich zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen betrifft. Das Wohnen ist mit allen anderen »Lebensbereichen des Menschen direkt oder indirekt verbunden« (Hans-Jürgen Teuteberg). Die sich nicht selten widersprechenden Definitionen erschweren terminologische Festlegungen und das methodische Vorgehen. In den vergangenen 30 Jahren hat die Wohnforschung im Bereich der Soziologie und den Geschichtswissenschaften, in den Literaturwissenschaften, der Anthropologie und den Architektur- und Designwissenschaften große Schritte gemacht, das weite Feld des Wohnens wird mittlerweile von nahezu allen geistes- und kulturwissenschaftlichen Bereichen ausgeleuchtet und zählt längst wieder zu den dringlichsten politischen Herausforderungen unserer Zeit. Wohnen resultiert aus der Summe verschiedener Tätigkeiten des Menschen durch die Zeit an einem Ort. Zahlreiche Faktoren wie die Dinge, mit denen sich die Wohnenden mehr oder weniger freiwillig umgeben, die architektonische Disposition, die den Rahmen des Wohnens abgibt, die Lage der Wohnung innerhalb eines städtischen oder regionalen Gefüges, oder die Formen des Zusammenlebens wirken auf die Prozesse und die Wahrnehmung des Wohnens ein. In der Wohnung entsteht durch das Wohnen ein Ab- oder Gegenbild zur äußeren Welt. In einer Zeit, in der Wohnen und Arbeiten wieder näher zusammenrücken, die Grenzen von privat und öffentlich sich wieder einmal verschoben haben, ist es vielleicht angebracht, Aufgaben, Methoden und Grenzen einer Geschichte des Wohnens und seiner Bestandteile zu diskutieren.
Matthias Noell ist seit 2016 Professor für Architekturgeschichte und Architekturtheorie an der Universität der Künste Berlin. Zuvor war er Professor für Architektur- und Designgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (2010-2016) sowie Vertretungsprofessor für Architekturgeschichte, Städtebaugeschichte und Denkmalpflege am Kunsthistorischen Institut der Universität Leipzig (2009/2010). Verschiedene Tätigkeiten in den Bereichen Forschung, Lehre und Denkmalpflege führten ihn unter anderem an das Institut gta im Departement Architektur der ETH Zürich, wo er sich 2008 habilitierte, an das Deutsche Forum für Kunstgeschichte, Paris, und an das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege. Er wurde 1997 an der TU Berlin im Fach Kunstgeschichte promoviert.

Neuere Schriften in Auswahl:
Tendenzen der 80er-Jahre Architektur und Städtebau in Deutschland. Hg. v. Carina Kitzenmaier, Matthias Noell. Berlin 2022.
Wider das Verschwinden der Dinge. Die Erfindung des Denkmalinventars. Berlin 2020.
Weiterbauen Weiterdenken. Neue Häuser für Martin Luther. Die musealen Erweiterungen in Wittenberg, Eisleben und Mansfeld. Hg. v. Matthias Noell. München 2017.
Im Laboratorium der Moderne. Das Atelierwohnhaus von Theo van Doesburg in Meudon – Architektur zwischen Abstraktion und Rhetorik. Zürich 2011.
Das Haus und sein Buch. Moderne Buchgestaltung im Dienst der Architekturvermittlung, Basel 2009 (= Standpunkte Dokumente 1).
Zwischen Wohnung und Stadt. Aldo van Eyck und die Suche nach einer humanen und poetischen Architektur. In: Selbstentwurf. Das Architektenhaus von der Renaissance bis zur Gegenwart. Hg. v. Dietrich Boschung u. Julian Jachmann. Paderborn 2018. S. 209-232.
Der Sommerkurs richtet sich insbesondere an Promovierende und Post-Doktorand*innen kultur- und geisteswissenschaftlicher Fächer. Interessierte senden bitte bis zum 17. Juni 2023 einen tabellarischen Lebenslauf sowie ein kurzes Motivationsschreiben (ca. 1 Seite) an: Lilith.Pauly@klassik-stiftung.de
Veranstaltungsort ist das etwa zehn Kilometer von Weimar entfernt liegende Wielandgut Oßmannstedt. Neben der gemeinsamen Arbeit an Texten, die wir den Teilnehmenden vorab zur Verfügung stellen und die wir aktiv in gemeinsamen Diskussionen erschließen, beinhaltet der Sommerkurs auch Führungen in den Einrichtungen der Klassik Stiftung Weimar sowie einen öffentlichen Abendvortrag in den Räumlichkeiten des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar.
Für die Teilnahme an dem Sommerkurs inklusive Unterkunft und Verpflegung in Oßmannstedt sowie das kulturelle Rahmenprogramm in Weimar und Umgebung wird eine Gebühr von 80 Euro erhoben.
Der Austausch in Präsenz und das Einbeziehen der kulturellen Angebote vor Ort sind für uns essentielle Bestandteile des Sommerkurses.
Meisterkurs 2020 mit Ute Frevert, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
 Aufklärung über Gefühle
Meisterkurs 2018 mit Jürgen Osterhammel, Universität Konstanz
 Kosmopolitismus. Eine Idee und ihre Geschichte seit der Aufklärung
Meisterkurs 2016 mit Aleida Assmann, Universität Konstanz
 Kulturelles Gedächtnis. Praktiken des Erinnerns und Vergessens
Meisterkurs 2015 mit David E. Wellbery, University of Chicago
 Goethes Poetik der Form
Meisterkurs 2014 mit Thomas W. Gaehtgens, Getty Research Institute, Los Angeles
 Orient − China − Amerika. Bilder der außereuropäischen Welt im Zeitalter der Aufklärung
Meisterkurs 2013 mit Günter Oesterle, Justus-Liebig-Universität Gießen
 Aufklärung und Romantik: Widerspiel und Steigerung?
Meisterkurs 2012 mit Susan Neiman, Einstein Forum Potsdam
 Was heißt Aufklärung im 21. Jahrhundert?
Meisterkurs 2011 mit Hans Ulrich Gumbrecht, Stanford University
 Extreme und Explosionen der europäischen Aufklärung. Diderot – Lichtenberg – Mozart – Goya
Meisterkurs 2010 mit Otfried Höffe, Eberhard Karls Universität Tübingen
 Moral, Religion und Staat im Zeitalter der Aufklärung