Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
Denkt man an Goethe und die Naturwissenschaften, fällt den meisten Menschen wohl sofort die Farbenlehre ein. Zu recht. Immerhin handelt es sich bei der 1810 veröffentlichten dreiteiligen Schrift Zur Farbenlehre mit 1400 Druckseiten um Goethes umfangreichste Arbeit überhaupt, die der Dichter noch vor seinen literarischen Werken als die bedeutendste Errungenschaft seines Lebens betrachtete.


In umfangreichen Experimenten spürte Goethe der Natur und der Beschaffenheit von Licht und Farben nach und gelangte dabei zu neuen Entdeckungen in der Physiologie des Sehens, aber auch zu heftig umstrittenen und aus heutiger Sicht unhaltbaren Erkenntnissen, die er jedoch entgegen jeder Kritik beharrlich verteidigte.
Das dritte Ausstellungskapitel „Licht und Substanz“ stellt Goethes physikalische Forschungen, die von den Problemfeldern der Optik bis hin zu Fragen der Elektrizität reichten, in den Kontext der Zeit und bettet sie dabei in eine Epoche umwälzender Entdeckungen ein, die bis heute unser wissenschaftliches Weltbild bestimmen. Obwohl Goethes physikalische Glaubenssätze zum Teil völlig konträr zu anerkannten physikalischen Lehrmeinungen standen, bewegte er sich doch stets am Puls der Zeit. So gehörte er zu den ersten, die vom ultravioletten Licht erfuhren, das 1801 von Johann Wilhelm Ritter in Jena entdeckt wurde, der nur einen Tag nach dem experimentellen Nachweis nach Weimar reiste, um mit Goethe persönlich optische Versuche zu unternehmen. Das UV-Licht zählt wie das 1800 von Wilhelm Herschel entdeckte Infrarot, die 1802 von Thomas Young nachgewiesene Wellennatur des Lichts sowie die um 1814 von Joseph Fraunhofer beschriebenen dunklen Linien im Sonnenspektrum zu den wegweisenden Entdeckungen für die moderne Astrophysik und Kosmologie. Aus den Tiefen der Erde emporsteigend und über die Biosphäre unseres Planeten hinausgreifend weist uns die Ausstellung so den Weg zu den Sternen, in die Tiefen des Alls zu neuen, zukünftigen, noch ungeschriebenen Abenteuern der Vernunft.