Weimar und der Nationalsozialismus

 Weimar zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen für Kulturinteressierte und Kunstliebhaber*innen in ganz Deutschland. Von der Weimarer Klassik mit Vertreter*innen wie Goethe, Schiller und Anna Amalia bis hin zur klassischen Moderne mit den Design- und Kunstrevolutionär*innen der Weimarer Malerschule und des Bauhauses bietet die Stadt zahlreiche historische Highlights. Keinesfalls vergessen werden dürfen dabei die Schattenseiten der „janusköpfigen“ Residenzstadt. So war Weimar auch stets ein Dreh- und Angelpunkt für antimoderne, antidemokratische und nationalistische Strömungen; das Konzentrationslager Buchenwald steht als Mahnmal der Barbarei neben den Zeugnissen der einstigen Hochkultur.

2024 widmet die Klassik Stiftung Weimar ihr Themenjahr dem widersprüchlichen Erbe Weimars. Auf- sowie radikale Umbrüche in der deutschen Geschichte werden anhand des vielfältigen Sammlungsbestands der Stiftung neu perspektiviert und bewertet.

Austellungen

Nietzsche im Nationalsozialismus

Eine kleine Ausstellung zu einem großen Thema | 21. Mrz - 1. Nov

Obwohl Nietzsche sich zu Lebzeiten eindeutig gegen Antisemitismus aussprach, jede Deutschtümelei verachtete und seine Vorstellung vom „Übermenschen“ nichts mit dem „Herrenmenschen“ zu tun hatte, machten sich die Nationalsozialisten sein Werk zu eigen. Nietzsche wurde von ihnen als Philosoph und Denker nicht nur vereinnahmt, sondern auf verfälschte Weise zur einer Art „deutschem Propheten“ gemacht. Wie und warum es dazu kommen konnte, wer aus seinem engsten Familienkreis an dieser Umdeutung beteiligt war und ob es auch Gegenstimmen gab, erfahren Besucher*innen in der kleinen Kabinettausstellung mit großem Thema.

Hitler taxiert Nietzsche aus der Distanz
Buchinnenseite mit einer Zeichnung eines Mannes und einer Handschrift
Widmung von Willem Mengelberg an Emma Rosé

Monarchisten, Demokraten, Nationalsozialisten

Handschriftliche Widmungen als Spuren der Geschichte | 24. Mai 2024 - 21. Feb 2025

Im Fokus der Sonderausstellung stehen handschriftliche Widmungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Widmungsgeber und die Widmungsempfänger gehörten den unterschiedlichsten politischen Lagern an – sie waren Monarchisten, Demokraten, Nationalsozialisten. Die Ausstellung fragt nach den personellen und historischen Kontexten der zunächst oft unspektakulär wirkenden Eintragungen. Und sie folgt den Wegen, auf denen die Bücher in jener an Auf-, Um- und Abbrüchen dramatisch reichen Zeit in die Bibliothek gelangten.

Bauhaus und Nationalsozialismus

Eine Ausstellung in drei Teilen | 9. Mai – 15. Sep

Studierende und Dozierende des Bauhauses finden sich während des Nationalsozialismus unter den Verfolgten wie auch unter den Profiteuren des Regimes. Eine Mehrheit der Bauhäusler*innen blieb nach 1933 jedoch in Deutschland. Die international angelegte Ausstellung an drei Standorten setzt sich zum ersten Mal mit der Vor- und Nachgeschichte des Bauhauses in Zeiten des Nationalsozialismus auseinander. Das Museum Neues Weimar beleuchtet unter dem Titel„Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919−1933” die künstlerischen und politischen Konflikte, die bereits mit der Gründung der Designschule in Weimar begannen und sich in Dessau und Berlin fortsetzten. Im Bauhaus-Museum Weimar geht es unter der Überschrift „Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937”um die Beschlagnahmung der „entarteten Kunst“ 1937 und um ihre Vorläuferaktion in Weimar. Das Schiller-Museum widmet sich schließlich den Bauhaus-Mitgliedern und ihren „Lebenswegen in der Diktatur 1933−1945”. Thematisiert werden die Gratwanderungen, die sie angesichts der neuen politischen Verhältnisse nach 1933 vollzogen.

Blick in den ersten Abschnitt der Dauerausstellung über die Gewöhnung an Ausgrenzung und Gewalt
Blick in den ersten Abschnitt der Dauerausstellung über die Gewöhnung an Ausgrenzung und Gewalt, gewerkdesign

Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Im ehemaligen NS-Gauforum zeigt die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ab Mai 2024 die Gesamtgeschichte der NS-Zwangsarbeit. Über 60 dokumentarisch und fotografisch aufbereitete Fallgeschichten vermitteln die europaweiten Dimensionen des zugleich öffentlichsten Massenverbrechens im NS.

Öffnungszeiten: Di – So, 10–18 Uhr

Museen & Orte

Rebecca-Horn-Installation. Konzert für Buchenwald

In einem historischen Straßenbahndepot im stillgelegten E-Werk Weimar ist seit 1999 die Rauminstallation „Konzert für Buchenwald“ der Künstlerin Rebecca Horn zu sehen. Die international beachtete Arbeit gilt als eines der bedeutendsten Beispiele zu dem Thema Holocaust in der zeitgenössischen Kunst in Deutschland.

Das alte Straßenbahndepot beherbergt Rebecca Horns Installation.
Das alte Straßenbahndepot beherbergt Rebecca Horns Installation.
Rebecca Horn: Konzert für Buchenwald
Rebecca Horn: Konzert für Buchenwald, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Die Installation besteht aus alten, gebrauchten Musikinstrumenten und die dazugehörigen Lederkoffern, die auf einem kurzen Schienenstrang gestapel wurden. Es ist ein stilles Konzert für Buchenwald: Symbolisch für jedes einzelne Schicksal stehen in dieser Installation die Geigen, Mandolinen und Gitarren. Die Musik und der Gesang, die Menschen, fehlen jedoch. Die Installation wurde speziell für den etwa 150 Quadratmeter großen, fensterlosen Raum des ehemaligen Straßenbahndepots geschaffen. Damit ist die Arbeit mit dem Ort und durch ihren Bezug zu Buchenwald zugleich untrennbar mit der Stadt Weimar verbunden.

Im Themenjahr 2024 ist die Installation von Mi-Mo 11-17 Uhr geöffnet.

App Weimar+

Für die Sonderausstellung "Bauhaus und Nationalsozialismus" wird in der App Weimar+ ein exklusiver Rundgang zusätzlich zu den bestehenden Audiotouren angeboten. Der Rundgang umfasst alle drei Museen (Bauhaus-Museum Weimar, Museum Neues Weimar und Schiller-Museum), wird zentrale Themen der Ausstellungsteile beleuchten und bietet vertiefende Informationen zu Objekten und Hintergründe. 

Die App ist kostenfrei im Playstore (Android) und Appstore (iOS) heruntergeladen werden.

Streifzüge

Erkunden Sie Weimar auf eigene Faust. Mit den Streifzügen haben Sie die Möglichkeit, die wichtigstens Orte zum Thema kennenzulernen und mehr über sie zu erfahren.

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Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.