1. Eintritt frei
Podiumsdiskussionen

Übersetzen! Das ‚Schreiber-Sofa‘ im Bücherkubus

Zwischen Aufklärung und kabarettistischer Vernunft

Ein Abend mit Bazon Brock und Stephan Wolting

Ziel der Aufklärung war und ist es, Menschen von ihrer ideologischen Täuschbarkeit und Unmündigkeit zu befreien. Demnach ist Aufklärung nur durch Enttäuschung möglich. Wer enttäuscht, hat eine schlechte Presse, wie die gesamte Moderne, wenn sie sich nicht für Warenpropaganda einspannen ließ. Friedrich Schlegel bot den Ausweg mit dem Konzept der „romantischen Ironie“, eine Haltung, die es ermöglichte, die Widersprüche der modernen Welt zu erkennen, ohne ihnen zu verfallen. Diese Form der Ironie – eine Mischung aus Selbstkritik und tieferer Einsicht – fand ihre späten Entsprechungen im frühen 20. Jahrhundert. In Wien, Berlin und München manifestierte sie sich neopathetisch mit kabarettistischer Vernunft, wo Künstler mit scharfem Humor und einer kritischen Haltung die Welt um sich herum hinterfragten.

Und heute? Was bleibt von dieser philosophischen Tradition? Bazon Brock, der renommierte Künstler und Denker, gibt darauf eine Antwort: Die romantische Ironie lebt fort – doch sie hat sich in die Ästhetik und das Denken unserer Zeit eingeschrieben. Brock fordert uns heraus, die veralteten Kategorien der Moderne zu überdenken und in einer Welt, die von Schnelligkeit und oberflächlicher Unterhaltung geprägt ist, wieder nach Tiefe und kritischer Reflexion zu streben.

Die Frage bleibt: Was bedeutet Aufklärung und Enttäuschung in einer Zeit, die so weit entfernt scheint von den Idealen der Aufklärer? Bazon Brock zeigt im Gespräch mit Stephan Wolting auf, dass wir uns nicht nur in der Ironie verlieren dürfen, sondern durch sie zu einer neuen, intensiveren, dabei stets kritischen Wahrnehmung der Welt gelangen sollten. 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Prof. Dr. Steffen Höhne vom Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena statt.

 

Bazon Brock, geboren 1936 in Stolp, heute Słupsk, ist emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal. Zuvor hatte er Professuren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und der Universität für angewandte Kunst in Wien inne. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter die Ehrendoktorwürde der ETH Zürich (1992), der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (2012) und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (2017). Brock entwickelte die Methode des „Action Teaching“, bei dem jeder Satz zur Bühne wird. Seit 2011 leitet er die Denkerei in Berlin, ein „Institut für theoretische Kunst, Universalpoesie und Prognostik“, mit dem Schwerpunkt auf „Arbeit an unlösbaren Problemen“.

Stephan Wolting, geboren 1960 in Düsseldorf, studierte Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Düsseldorf. Nach vielen Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und als Expat in Diensten des DAAD an internationalen Hochschulen in Europa, Afrika und Asien, ist er Professor und Lehrstuhlleiter für Interkulturelle Kommunikation an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (Polen).

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