Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

3D-Modell einer königlichen Panorama-Vase aus Berlin
Auf Abbildungen verlieren dreidimensionale Museumsobjekte oft einen großen Teil ihres Reizes. Die computergestützte 3D-Simulation bis hin zur virtuellen Realität bietet hier ganz neue Chancen. Auf diese Weise kann man den Objekten viel näherkommen, als im Museum möglich wäre, und sie von allen Seiten betrachten. Das zeigt auch das digitale 3D-Modell einer Porzellanvase, das in Kooperation mit der Jenaer rooom AG entstanden ist.

Die prunkvolle Vase mit der außergewöhnlichen Panorama-Malerei wurde in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin gefertigt und 1841 als Geschenk an Maria Pawlowna und Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach übersandt. Das in Schloss Belvedere ausgestellte Stück ist Ausdruck der engen familiären Verbindung zwischen den Höfen in Weimar und Potsdam: Maria Pawlownas Tochter Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach wurde 1827 mit Prinz Carl von Preußen vermählt, ihre Schwester Augusta nahm zwei Jahre später Prinz Wilhelm zum Mann – den späteren König von Preußen und Deutschen Kaiser.
Prunkvolle Staatsgeschenke aus Porzellan sind im 18. und 19. Jahrhundert keine Seltenheit. Als Eigentümer der Berliner Manufaktur setzte schon Friedrich der Große das „weiße Gold“ gezielt als diplomatisches Mittel ein.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Berlin führend in der Produktion so genannter Ansichten-Porzellane. Eine besonders innovative Form der Vedutenmalerei auf Porzellan sind die Stadt- und Landschaftsbilder, die den Gefäßkörper als umlaufende Panoramen zieren.
Vor allem König Friedrich Wilhelm III. ließ die Stadt- und Parklandschaften von Berlin und Potsdam aus der Sicht des sich in der Landschaft bewegenden Spaziergängers festhalten. Die hier vorgestellte Vase zeigt ein sommerliches Panorama der Residenzstadt Potsdam vom Babelsberg aus über die Havel. Im Rundumblick erscheinen rechts auf das Marmorpalais jenseits des Heiligen Sees, die Glienicker Brücke und Schloss Glienicke. Auf der linken Seite erkennt der Betrachter im Hintergrund das neue Palais und die Häuser Potsdams mit dem Turm der Garnisonskirche, außerdem die Nikolaikirche, die Heiligengeistkirche, die Lange Brücke und die Häuser vor dem Brauhausberg mit dem Belvedere.


Die Prunkvase hat ein Pendant, das schon 1835 nach Weimar gelangte. Die umlaufende Malerei zeigt „Berlin, vom Dache des Doms aus gesehen“. Ein ganz ähnliche Vase mit dem Panorama vom Babelsberg schenkte Friedrich Wilhelm III. 1836 dem Herzog Ferdinand Philippe d’Orléans zur Verlobung. Sie befindet sich heute im Berliner Kunstgewerbemuseum.
Der Reiz dieser Porzellan-Panoramen lag in der Beweglichkeit der Vasen, die sich mittels einer speziellen Vorrichtung drehen ließen und so einen imaginären Spaziergang erlaubten. Aus konservatorischen Gründen ist das im Museum heute nicht mehr möglich. Die 3D-Modellierung bietet hier eine innovative Lösung, die auch für andere Museumsobjekte wegweisend sein könnte.