Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
| Direktion/Referat | Goethe- und Schiller-Archiv |
| Projektverantwortung | Dr. Christian Hain, Dr. Silke Henke |
| Laufzeit | seit 2009 |
Goethes Werke liegen heute in einer Vielzahl unterschiedlicher Ausgaben vor. Keine dieser Editionen entspricht jedoch vollumfänglich den philologischen und digitalen Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts. Der erste Versuch einer umfassenden, wissenschaftlich begründeten Bearbeitung, die Weimarer Ausgabe, kam vor mittlerweile gut hundert Jahren zum Abschluss. Die Großunternehmung hat Maßstäbe gesetzt, genügt aber längst nicht mehr den Anforderungen gegenwärtiger Forschung und Vermittlung. Während für die II. bis IV. Abteilung der Weimarer Ausgabe, für die naturwissenschaftlichen Schriften (Leopoldina-Ausgabe), die Tagebücher und Briefe (PROPYLÄEN-Projekt) mittlerweile neuere Ausgaben vorliegen oder voranschreiten, ist Goethes literarisches Werk (I. Abteilung) aus heutiger Sicht größtenteils nicht befriedigend ediert.
Mit der Inventarisierung des Goethe-Nachlasses sowie umfangreichen Digitalisierungsmaßnahmen hat das Goethe- und Schiller-Archiv wesentliche Voraussetzungen für eine Neuausgabe von Goethes Werken geschaffen. Für die Gedichte einschließlich des West-östlichen Divan wurden im Rahmen eines durch die DFG von 2003 bis 2005 geförderten Projekts alle weltweit existierenden und historisch nachweisbaren Handschriften in einem digitalen Gesamtinventar verzeichnet. Beginnend mit den Gedichten wird die Neue Weimarer Ausgabe den Reichtum der handschriftlichen und gedruckten Überlieferung sowie die Genese von Goethes Werken in ihrer Komplexität zugänglich machen und zugleich einen kritisch geprüften, authentischen Text bieten – digital frei verfügbar, in Teilen begleitend auch als Buch. Den Auftakt einer Neuausgabe der Werke bildet die vom Goethe- und Schiller-Archiv, dem Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt sowie der Universität Würzburg seit 2009 gemeinsam erarbeitete Faust-Edition.
Im Anschluss daran wurden 2019 an der Klassik Stiftung die Vorbereitungen zu einer Edition der Gedichte weitergeführt. Ein großer Teil der ca. 3.600 Gedichte ist mehrfach überliefert und hat zum Teil stark voneinander abweichende Fassungen durchlaufen. Wie stellen sich Goethes Gedichte in der Gesamtschau dar – jenseits der berühmten, immer wieder neu interpretierten Verse? Von welchen Merkmalen, welchen personalen, lokalen, ästhetischen und historischen Bezügen werden sie bestimmt? Wie hat sich ihr Text über die unterschiedlichen Fassungen hinweg verändert? Wie hat Goethe an seinen Gedichten gearbeitet, wer hat daran mitgewirkt? Wie lassen sich literarische und wissenschaftliche Ansprüche einer digitalen Goethe-Werkedition verbinden? Um Fragen dieser Art beantworten zu können, sollen die Zeugen von Goethes lyrischem Schaffen und das seit dem 19. Jahrhundert verdichtete philologische Wissen digital vernetzt präsentiert werden.
Das Pilotprojekt Goethe LYRIK wird aus Mitteln der Richard und Effi Biedrzynski-Treuhandstiftung gefördert.