Aschebücher

Am 2. September 2004 brannte das Historische Gebäude der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Der Brand vernichtete nicht nur das Dachgeschoss, die zweite Galerie und einen großen Teil der historischen Bausubstanz (Rokokosaal), sondern auch etwa 50.000 Bücher und 35 Gemälde aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.  28.000 Bände wurden unversehrt aus dem Rokokosaal gerettet. 118.000 Bücher hingegen erlitten leichte bis schwere Schäden. Ein Teil der beschädigten Bücher - insgesamt 25.000 - wurde aus dem Brandschutt geborgen. Diese aus Ruß und Asche geretteten Buchfragmente werden als Aschebücher bezeichnet. 

Im Jahr 2007 wurde das historischen Gebäude nach der restauratorischen Instandsetzung wiedereröffnet. Die Aschebücher werden seit 2008 bis 2028 restauriert. Die verbrannten Bücher sind über eine Datenbank der Brandverluste recherchierbar.

Schadensumfang und -menge

Von den 118.000 beschädigten Büchern wiesen 56.000 Bücher Ruß-, Rauch- und verschiedene Schadstoffbelastungen auf. 62.000 Bücher hatten leichte bis irreparable Schäden durch Löschwasser, Hitze und Feuer. Dazu gehören 37.000 Bücher mit Einbandschäden sowie die 25.000 Aschebücher, die aus dem Brandschutt geborgen wurden. Diese Aschebücher entsprechen insgesamt 7 Millionen Einzelblättern.

Restaurierung und Digitalisierung / Bearbeitungsstand

2004 bis 2018 wurden alle 56.000 ruß- und rauchgeschädigten Bücher mit Schadstoffbelastungen gereinigt, dekontaminiert und konservatorisch versorgt. Die 37.000 Bücher mit Einbändschäden sind seit 2020 vollständig restauriert. Von den 7 Millionen Blatt Aschebüchern sind 1,5 Millionen Blatt zur Restaurierung bis 2028 vorgesehen. Das entspricht rund 13.500 Werken. Bislang konnten 1 Millionen Blatt restauriert werden, das sind rund 6.400 Werke. (Stand 2021)

Zur konservatorischen und restauratorischen Bearbeitung wurde 2008 mit Unterstützung der Vodafone Stiftung Deutschland die bundesweit einzige Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar-Legefeld errichtet. Hier werden durch ein standardisiertes Verfahren jährlich circa 60.000 Blatt restauriert. Die identifizierten und restaurierten Exemplare werden in Auswahl digitalisiert.

Weiterführende Links

Aschebücher im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Aschebücher in den Digitalen Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Katalog über die Brandverluste

Alle Publikationen zum Bibliotheksbrand in der Bibliographie zur Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und ihrer Bestände

Informationen zur Restaurierung der geborgenen Bücher und zur Brandfolgenbewältigung

Informationen zur Bestandserhaltung in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 

Weiterführende Literatur und Videos

"Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben". Vom Wiederaufbau der Büchersammlung der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek hrsg. von Claudia Kleinbub, Katja Lorenz und Johannes Mangei. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007. (Katalog)

Anne Wiesigel: Die Rettung der Weimarer Aschebücher. Weimar, 2009. (Video)

Restaurieren nach dem Brand. Die Rettung der Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Hrsg. v. Jürgen Weber und Ulrike Hähner im Auftr. der Klassik-Stiftung Weimar. Petersberg: Imhof, 2014. (Katalog)

Stefan Matlik, Elias Matlik, Alexandra Hack: Restaurieren nach dem Brand: Aschebücher. Ein Projekt der Lehrwerkstatt der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Weimar, 2019. (Video)

Brandbücher | Aschebücher. Perspektiven auf Hannes Möllers künstlerische Intervention in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Weimar: Klassik Stiftung Weimar, 2020. (Digitalisat

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.