Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
Die Verfahren der Mengenbehandlung zur Bewältigung der Brandfolgen
Am 2. September 2004, dem Tag des Brandes, waren 196.000 Bücher im Historischen Bibliotheksgebäude untergebracht, weitere 800.000 Bücher in vier Außenmagazinen deponiert. 28.000 Bände wurden unversehrt aus dem Rokokosaal geborgen. 50.000 Bücher sind verbrannt. 118.000 Bücher konnten nur noch beschädigt geborgen werden. Die verbrannten Bücher sind über die eigens eingerichtete WebsiteBrandverluste recherchierbar.
Von den 118.000 beschädigten Büchern wiesen 56.000 Bücher Ruß-, Rauch- und verschiedene Schadstoffbelastungen auf. 62.000 Bücher hatten leichte bis irreparable Schäden durch Löschwasser, Hitze und Feuer. Dazu gehören 37.000 Bücher mit Einbandschäden sowie 25.000 Bergungseinheiten aus dem Brandschutt. Diese sogenannten Aschebücher entsprechen insgesamt 7 Millionen Einzelblättern.
2004 bis 2018 wurden alle 56.000 ruß- und rauchgeschädigten Bücher mit Schadstoffbelastungen gereinigt, dekontaminiert und konservatorisch versorgt. Die 37.000 Bücher mit Einbändschäden sind mittlerweile fast vollständig restauriert. Von den 7 Millionen Blatt Aschebüchern sind 1,5 Millionen Blatt zur Restaurierung vorgesehen. Bislang konnten 0,86 Millionen Blatt restauriert werden.
In Europa waren 27 Werkstätten an der Restaurierung der Einbände beteiligt. Zur Qualitätssicherung wurden detaillierte Leistungsbeschreibungen erstellt, Restaurierungsprotokolle eingeführt und geprüfte Materialien an die Werkstätten ausgegeben.
2004 gab es keine Methode, um Brandschäden an Büchern in großen Mengen konservatorisch und restauratorisch zu behandeln. Mit Unterstützung der Vodafone Stiftung Deutschland hat die Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2008 die bundesweit einzige Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar-Legefeld errichtet. Hier werden durch ein standardisiertes Verfahren jährlich circa 60.000 Blatt restauriert. Mit Mitteln der Volkswagen Stiftung wurden Aschebücher digitalisiert. Unser Film „Die Rettung der Weimarer Aschebücher“ zeigt Ihnen die Arbeit in der Restaurierungswerkstatt.
Die Arbeit in der Restaurierungswerkstatt Weimar-Legefeld
Von Beginn an setzte man nach dem Brand auf einen engen wissenschaftlichen Austausch und initiierte unter Beteiligung eines internationalen Fachbeirats eigene Forschungsprojekte.
Modellprojekte, die die Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts (KEK) gefördert hat, sind:
„Durch Feuer und Wasser. Weimarer Gewebeeinbände restauriert “ (2011)
„Konservierung historischer Seideneinbände“ (2016)
Seit 2018 wird in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Chemie nachwachsender Rohstoffe, der „Einsatz von nano- oder microfibrillierten Cellulosen für die Stabilisierung und Restaurierung von historischem Papier“ erforscht.
In Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Fakultät Bauen und Erhalten in Hildesheim, ist 2014 die Ausstellung „Restaurieren nach dem Brand - Die Rettung der Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ und das Begleitbuch zur Ausstellung entstanden. (im Katalog)
Das sind unsere nächsten Schritte: Vorbereitet wird eine Mengendigitalisierung, die Multispektralaufnahme, Bildverarbeitung und Mustererkennung einsetzt, um die Lesbarkeit von brand- und wassergeschädigten Handschriften zu verbessern.
Die Restaurierungswerkstatt hat zudem die Funktion einer akademischen Lehrwerkstatt für Studierende.