Gartenliteratur und Botanica

Inhalt und Provenienz

Seit seiner Erbauung im 16. Jahrhundert ist das Grüne Schloss, heute Stammhaus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, von bedeutenden Gartenanlagen umgeben. Das Interesse des Weimarer Hofes an Botanik, Orangeriekultur, Garten- und Parkgestaltung spiegelt sich auch in den Sammlungen der Bibliothek wider. Unter Großherzog Carl August wurde der Bestand an Gartenbüchern und Botanica um 1800 stark ausgebaut und im Bibliotheksturm untergebracht. Die historische Aufstellung exisitiert noch heute, der Großteil an Gartenliteratur wird heutzutage allerdings im Tiefmagazin aufbewahrt.

In der Sammlung finden sich u. a. Kräuter- und Pflanzenbücher der Renaissance und Pflanzenwerke des Barock, kostbar illustrierte Floren ferner Länder, Kataloge von Pflanzensammlungen botanischer Gärten, Werke zur Gartenplanung und -architektur, Pomologien, Gartenzeitschriften und Gartenpläne.
Einzigartig sind die botanischen Handschriften im Bestand. Der Codex Kentmanus, eine Sammelhandschrift aus dem 16. Jahrhundert, beinhaltet beispielsweise die frühesten in Europa bekannten Darstellungen der Tulpe und des Feigenkaktus sowie Naturselbstdrucke von mehr als 150 Pflanzen. Besonders farbenprächtig ist die im Jahr 1670 von Anthonio Carli geschaffene Pergamenthandschrift gemalter Blumen und Insekten »Ad vivum flores«.

Die Bestandserweiterungen aus der Zeit um 1800 sind geprägt vom neuen Konzept des Landschaftsgartens, sowie der Leidenschaft des Großherzogs Carl August und Goethes für botanische Themen und deren fruchtbare Beziehungen zu namhaften Botanikern, Gärtnern und Forschungsreisenden.
Um 1800 hatte Weimar zudem einen überregionalen Stellenwert als Verlagsort für Gartenliteratur durch das Landes-Industrie-Comptoir des Weimarer Verlegers Friedrich Justin Bertuch. Hier wurde, neben zahlreichen Einzelwerken zu Gartenkunst und Gartenbau, die erste deutsche Gartenzeitschrift herausgegeben – Der Teutsche Obstgärtner (erschienen 1794-1804). Die Publikationen des Weimarer Verlages fanden Eingang in die Sammlung der Bibliothek.

Teilsammlung: Königliche Gartenbibliothek Herrenhausen

Im Jahr 2007 erwarb die Bibliothek einen Teilbestand von 260 Werken aus der Königlichen Gartenbibliothek Hannover-Herrenhausen als Kompensation für Verluste durch den Bibliothekbrand 2004.
Die zum Teil erworbene Königliche Gartenbibliothek war bis 1936 die Dienstbibliothek der hannoverschen Hofgartenverwaltung, ursprünglich aufgestellt im sogenannten Bibliothekspavillon Herrenhausen. Weitere Teilbestände der Königlichen Gartenbibliothek wurden von der Frankfurter Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg und der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek erworben.

Umfang und Bearbeitungsstand

Im Bibliotheksturm finden sich unter der historischen Signaturgruppe Th E bis Th L insgesamt 719 Bände zur Naturkunde mit allgemeinen Darstellungen zur Botanik, Zoologie, Flora und Fauna bestimmter Gegenden oder Länder.

Die Gartenbibliothek Belvedere, die wahrscheinlich zunächst im Roten Turm und später im Küchgartenhaus des Schlossparks Belvedere in Weimar aufgestellt gewesen ist, umfasst 220 Bände.

Der 2007 erworbene Teilbestand der Königlichen Gartenbibliothek Hannover-Herrenhausen umfasst 260 Werke. Diese Teilsammlung ist vollständig erschlossen.

Weiterführende Links

Die Gartenliteratur des Bibliotheksturms im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Die Gartenbibliothek Belvedere im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Die Königliche Gartenbibliothek Herrenhausen im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Publikationen zu Gartenliteratur und Botanica in der Bibliographie zur Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und ihrer Bestände

Gartenliteratur in den Digitalen Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Weiterführende Literatur

Friedrich Theodor Kräuter: Verzeichniss der im Bibliothek-Thurm aufgestellten naturhistorischen, physicalischen, ethnographischen historischen, archaeologischen, artistischen und technologischen Werke. Am Schluss desselben ein Résumé der kostbarsten Kupferwerke, bemerkenswerthesten Handzeichnungen und Seltenheiten. Weimar 1831. (Digitalisat)

Katja Lorenz: Die Königliche Gartenbibliothek Herrenhausen im Kontext der Weimarer Sammlungen. In: Königliche Gartenbibliothek Herrenhausen. Frankfurt am Main 2011, S. 117-142 (Katalog)

Katja Lorenz: Studien im Pflanzenreich - Die Gartenbibliothek. In: Park Belvedere / herausgegeben von der Klassik Stiftung Weimar. Berlin 2021, S. 108-113. (Katalog)

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.