Gesellenwanderbücher

Inhalt

Die Wanderbücher reisender Handwerksgesellen stellen eine wichtige sozialhistorische Quelle dar. Sie sind Zeugnisse der Handwerksgeschichte wie auch der modernen Sozialkontrolle und Disziplinierung, zudem geben sie Einblick in den Verlauf und die Reichweite der Gesellenwanderungen.
Amtliche Wanderbücher, wie sie im 19. und zeitweise auch im 20. Jahrhundert üblich waren, enthielten gedruckte Gesetzestexte, Vorschriften, Belehrungen und anschließend freie Seiten für handschriftliche Einträge der Polizeibehörden. Immer liegt eine Kombination aus Druck und Handschrift vor.

Einige Wanderbücher der Thüringischen Staaten des 19. Jahrhunderts im Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek enthalten Veduten, etwa Ansichten von Gera und Gotha oder der Wartburg bei Eisenach. Insofern ist die Buchgattung auch für die historische Bildkunde, die Ortstopographie und Landesgeschichte von hohem Wert.

Provenienz

Grundstock der Sammlung Gesellenwanderbücher war der Erwerb des Wanderbuchs von Karl Friedrich Gottlieb Eck, ausgestellt in Weimar, eine bisher unbekannte Stadtansicht von Weimar enthaltend. Seit 2015 erwirbt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek gezielt Gesellenwanderbücher mit dem Fokus Thüringen, zumeist antiquarisch. Seit 2016 werden die Wanderbücher als Sammlung geführt.

Umfang und Status der Erschließung

Derzeit umfasst die Sammlung etwa 200 Exemplare aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Der Bestand wird methodisch erweitert. Gesellenwanderbücher werden im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in der Signaturgruppe „Wdb“ verzeichnet.

Verwandte Sammlungen

Neben den Gesellenwanderbüchern sind auch die Stammbücher bedeutende Quellen für die Sozial- und Mobilitätsgeschichte. Während Wanderbücher eine speziell handwerksgeschichtliche Textquelle der „niederen“ Stände darstellen, sind Stammbücher mit wenigen Ausnahmen eine vorwiegend bürgerliche, akademische Textsorte der gehobenen Stände.

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek verwahrt die weltweit größte Sammlung an Stammbüchern aus der Zeit von 1550 bis 1950.

Weitere Informationen zur Stammbuchsammlung finden Sie hier.

Weiterführende Links

Alle Titel der Sammlung Gesellenwanderbücher im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Gesellenwanderbücher in den Digitalen Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Weiterführende Literatur

Arno Barnert, Andreas Schlüter: Gestempelt und visiert. Die Wanderbücher fahrender Handwerksgesellen. Zur Geschichte einer vergessenen Buchgattung. Enthalten in: Jahrbuch für Buch- und Bibliotheksgeschichte. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2017, Bd. 2.2017, Seite 123-150 (Katalog)

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.