Musikalien und Musikliteratur

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek verfügt nicht nur über Literatur in Form gedruckter Bücher. Zu ihren vielseitigen Beständen zählt unter anderem auch eine umfangreiche Sammlung an historischen Musikalien und wissenschaftlicher Musikliteratur. Neben Notendrucken finden sich in der Sammlung zudem bedeutende originale Notenhandschriften (Autographen). 

Durch den Bibliotheksbrand vom 2. September 2004 erlitt die herzogliche Musikaliensammlung besonders schweren Schaden. Insgesamt wurden über 2800 Musikalien zerstört bzw. beschädigt.

Bearbeitungsstand und Provenienz

Die Musikaliensammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek setzt sich aus verschiedenen Teilsammlungen zusammen, die verschiedene provenienzgeschichtliche Hintergründe haben. Die Signaturengruppen der historischen Teilsammlungen sind abgeschlossen und werden nicht mehr fortgeführt. Neuanschaffungen der Bibliothek werden aktuell mit numerus currens Signaturen versehen. Brandverluste werden durch Ersatzbeschaffungen soweit wie möglich reduziert.

Teilsammlungen

Die Notensammlungen der Herzoginnen Anna Amalia und Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar (Signatur: Mus)

Die privaten Notensammlungen der Herzoginnen Anna Amalia und Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar wurden unter der Signaturengruppe "Mus" zusammengefasst und stellten einen in sich geschlossenen Bestand mit circa 2.100 Drucken und 800 Handschriften dar. Einige Notenbestände aus dem 17. Jahrhundert, die den Schlossbrand vom 6. Mai 1774 überstanden hatten, waren in die Sammlung der Herzogin Anna Amalia übergegangen. Die Sammlungen gliederten sich in Geistliche Musik, Bühnenwerke, Orchester- und Kammermusik, Klaviermusik und Liedkompositionen. Es waren Drucke und Handschriften der Komponisten Johann Philipp Krieger, Christian Friedrich Witt, Prinz Johann Ernst von Sachsen-Weimar, Johann Adam Hasse, Joseph Haydn, Ernst Wilhelm Wolf, Johann Christian Bach, Karl Sigismund von Seckendorff, Corona Schröter, August Eberhard Müller, Johann Nepomuk Hummel vorhanden. Wie die Sammlungen belegten, wurde am Weimarer Hof besonderer Wert auf die Pflege der italienischen Oper gelegt, so waren Kompositionen von Giuseppe Sarti, Pasquale Anfossi, Domenico Cimarosa, Niccolo Conforto vertreten.
Einige wenige Titel sind durch Großherzog Carl Alexander (1818-1901) und Pauline von Sachsen-Weimar (1852-1904) und vermutlich durch Großherzog Wilhelm Ernst (1876-1923) dazugekommen. Eine große Bachausgabe (1905-1950) ist durch die Neue Bachgesellschaft in die Sammlung gelangt.

Diese Sammlungen der Herzoginnen Anna Amalia und Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach sind größtenteils beim Bibliotheksbrand im Jahre 2004 vernichtet worden. Bisher konnten 68 Werke gerettet werden, darunter Autographen von Christoph Willibald Gluck, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Nepomuk Hummel. Einige Noten werden nach der Restaurierung der sogenannten Aschebücher in den Bestand zurückkehren (zum Beispiel "The German Erato"). Die Sichtung der Aschenoten der Herzoglichen Musikaliensammlung ist noch nicht abgeschlossen, derzeit sind 1.450 Datensätze mit Schadenssignaturen versehen. Die Aschenoten sind dabei in sehr unterschiedlichem Zustand. Einige weisen erhebliche Brandspuren bis zur Unlesbarkeit auf, andere sind recht gut erhalten. Durch Ersatzbeschaffungen wird eine Teilrekonstruktion der Sammlungen versucht. Seit Ende 2004 konnten etwa 250 gleiche Musiktitel wiedererworben werden (z.B. Johann Nepomuk Hummels "Grosses Concert für das Piano-Forte", op. 85).

Musikliteratur (Signaturen: M 8 und M 9)

Die beiden Signaturen M 8 und M 9 enthalten etwa 1.400 Titel zur Musikliteratur, vorwiegend aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Vereinigt sind hier Musikgeschichte, Biographien, Tagebücher, Briefe von Komponisten und Literatur zur Ästhetik, Kirchenmusik und Oper. Darunter befinden sich seltene Notenausgaben zum Beispiel von Michael Praetorius, Carl Philipp Emanuel Bach, Antonio Sacchini, Adam Falckenhagen, Johann Adam Hiller. Der Komponist Richard Wagner ist mit 210 Bänden vertreten. Nur wenige Titel dieses Bestandes sind vom Bibliotheksbrand des Jahres 2004 betroffen. 
Die Signaturgruppen M8 / M9 bilden einen abgeschlossenen Bestand.

Streubestände in Bestandsgruppen mit unterschiedlichen Signaturen (u.a. F, N, B, V, C, K, S)

Zu diesen Bestandsgruppen zählen Musikalien der Faustsammlung unter der Signatur "F" mit etwa 600 Titeln (zum Beispiel Hector Berlioz, Charles Gounod, Louis Spohr), Vertonungen der Werke von Goethe und anderer Dichter der Epochen der Aufklärung und der deutschen Klassik (zum Beispiel Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Anton Schweitzer) unter der Signatur "N", Musikalien aus der Bibliothek von Achim und Bettina v. Arnim unter der Signatur "B" (zum Beispiel André-Ernest-Modeste Grétry, Benedetto Marcello, Hans Leo Hassler), Titel verschiedener Provenienzen unter der Signatur "V" (zum Beispiel Carl Friedrich Zelter, Johann Rudolf Zumsteeg) und Kompositionen von Friedrich Nietzsche unter der Signatur "C".

Hinzuweisen ist auf zahlreiche, durch Johann Meursius veranstaltete Ausgaben antiker Musiktheoretiker sowie auf Vincenzo Galileis »Dialogo della musica antica e moderna« (1602) unter der Signatur "K". Galileis Werk konnte nach dem Verlust beim Bibliotheksbrand wiederbeschafft werden.
Unter diesen Beständen gibt es weitere Brandverluste.

Die Liszt-Sammlung (Signatur: L)

Die Sammlung zum Komponisten Franz Liszt bildet eine bedeutende und eigenständige Abteilung der Musikalien-Sammlung. Sie wird durch Ankauf von Neuerscheinungen und antiquarischen Erwerbungen ständig ergänzt und erweitert. Aktuell umfasst sie 4.400 Titel (Stand 1/2021). Detailierte Informationen zu Bestand und Provenienz der Sammlung finden sie hier

Weiterführende Links

Musikalien und Musikliteratur (ohne Streubestand und Liszt-Sammlung) im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Alle Titel der Liszt-Sammlung im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Digitalisierte Musikalien und Musikliteratur in den Digitalen Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Alle Publikationen zur Musikaliensammlung in der Bibliographie zur Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und ihrer Bestände

Alle Brandverluste und brandgeschädigten Titel der Sammlung in der Datenbank zu Brandverlusten und Wiederbeschaffung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Durch den Bibliotheksbrand verlorengegangene, nicht wiederbeschaffte Titel in der Datenbank  zu Brandverlusten und Wiederbeschaffung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Weiterführende Literatur / Kataloge

Mária Eckhardt und Evelyn Liepsch: Franz Liszts Weimarer Bibliothek. Laaber 1999, 132 S. (im Katalog)

Liszt-Sachkatalog: Zettelkatalog, systematisch geordnet, geführt bis 2002. (Standort: Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek)

Musicalien aus dem Nachlasse I.K.H. der Frau Großfürstin Maria Paulowna in der Großh. Bibliothek. Teil I.: Alphabetisches Verzeichniss mit Angaben der Mappen und der früheren Bezeichnung. Teil II: Inhalt der verschiedenen Mappen und der sich einzeln vorfindenden Werke. - Sign.: Loc A 34.1 (im Katalog)

Notensammlung der Herzogin Anna Amalia. 5 Bde., Kopien der Katalogkarten des alten Zettelkataloges, geordnet nach Sachgruppen. Verzeichnet werden nur Musica practica, bis Mitte des 19. Jhs., vorwiegend Notenbestand aus dem Besitz der Herzogin Anna Amalia und der Großherzogin Maria Pawlowna. (Bitte wenden Sie sich zur Einsicht an die Infotheke)

Verzeichnis der Musikalien-Sammlung aus dem Nachlasse der Herzogin Anna Amalia / bearb. von Louis Sckell (1863). 1 Bd., geordnet nach Partituren, Clavier-Compositionen, Musikalien für blasende Instrumente, Arien, Lieder und Gesänge mit Clavier. (Digitalisat)

Catalogue de Musique [de Maria Paulowna]. 1 Bd., nach Sachgruppen geordnet, vermutlich zu Lebzeiten Paulownas erstellt. (Digitalisat)

Musikalien-Sammlung Ihro der Frau Herzogin Anna Amalia Durchlaucht. - 1 Bd., nach Sachgruppen geordnet, Titel nach 1803 durch andere Hände hinzugefügt. (Digitalisat)

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.