Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Besser scheitern mit den richtigen Vorbildern
Das Spiel ist aus: Geschichten vom Scheitern
Besser scheitern mit den richtigen Vorbildern
Geplatzte Träume, gescheiterte Visionen, fatale Fehlentscheidungen – einem ganzen Abend widmen wir uns dem Bankrott und der Niederlage. In mehreren kurzen Präsentationen erleben Sie das Scheitern auf ganzer Ebene. Und zwar von denen, die es wissen müssen: den Betroffenen selbst oder ihren Forscher*innen.
Einerseits werfen wir einen Blick in die Vergangenheit und betrachten das Scheitern historischer Persönlichkeiten. Andererseits bitten wir höchst lebendige Unternehmer*innen auf die Bühne, um von ihren eigenen Flops zu erzählen. Immer bleibt es unterhaltsam, spannend und lehrreich. Denn Scheitern ist immer eine Option und manchmal vielleicht gar nicht die schlechteste.
Sebastian Kupfer
Ängste entstehen im Kopf – Mut auch! – 9 von 10 Startups scheitern in den ersten 5 Jahren. Nimmt man die Dunkelziffer derer hinzu, welche bereits vor der Gründung als Team oder allein aufgeben, wird Entrepreneurship zu einer Art Glücksspiel. Mehr Einsatz erhöht die Chancen auf Gewinne, birgt aber auch die Gefahr, alles zu verlieren.
Sebastian Kupfer studierte in Nordhausen Energietechnik und hatte bereits mit 27 Jahren mehre Unternehmen gegründet und deren Geschäfte geführt. Eins seiner Vorzeigeunternehmen, Intrasol – Intelligent Traffic Solutions GmbH, musste 2021 Insolvenz anmelden – mit allen Konsequenzen. Heute ist er 34 Jahre alt und als Innovation Consultant tätig. Sein umfangreiches Expertenwissen und Erfahrungswerte transferiert er nun über Seminare und Coachings in die Breite.
Christoph Schmälzle
Die Kunst- und Kulturgeschichte feiert gern die außergewöhnliche Leistung, das ‚klassische‘ Werk von ‚Ewigkeitswert‘. Im Fall der Weimarer Klassik kommt dazu das Narrativ eines ‚musenfreundlichen‘ Hofs, der die Künste in besonderem Maße habe gedeihen lassen. Es liegt auf der Hand, dass das nur die halbe Wahrheit sein kann: Denn wo Licht ist, entsteht Schatten, wo Herausragendes gelingt, scheitert parallel vieles. Was wir heute als ‚Kanon‘ tradieren, ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gilt, die Geschichte nicht vom Ende her zu lesen. Prekäre Momente, aber auch vergessene Schicksale werden auf diese Weise sichtbar, von deren Beispiel wir lernen können.
Christoph Schmälzle ist Kunst- und Kulturhistoriker mit Studienstationen in Berlin, Paris und Palermo. Zur Zeit bearbeitet er als wissenschaftlicher Projektleiter im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel (MWW) den dinglichen Nachlass des Weimarer Nietzsche-Archivs. Zuvor beschäftigte er sich u.a. mit dem Niedergang der nordbayerischen Porzellanindustrie, der vergeblichen Suche nach Schillers Schädel oder dem Schicksal des trojanischen Priesters Laokoon, der seine Stadt vergeblich vor dem Geschenk der Danaer warnt.
Florian Arndt
„Nein, ich bin nicht der Kamera-Praktikant!“ – Der Regisseur und Geschäftsführer musste diesen Satz fast so häufig wiederholen wie das „Und bitte!“ am Filmset. Als Florian Arndt mit 11 Jahren seinen ersten Film in Mühlhausen drehte, ahnte noch keiner, was folgen würde. Mit nur 27 Jahren hat seine Firma Sons Of Motion Pictures bereits 50 Filmpreise gewonnen. Doch warum beinahe alles scheiterte und welche verrückten Begebenheiten sich im Lauf der Zeit in den Weg stellten, berichtet er bei den „Geschichten des Scheiterns“.
Moderation: Helmut Heit
Scheitern ist das schmerzliche Missverhältnis zwischen unseren gezielten Anstrengungen und deren Ergebnis, zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Als solches ist Scheitern ein unausweichlicher Teil der menschlichen Erfahrung. Wir scheitern alle – es fragt sich nur woran, wie oft und wie schmerzhaft. Die drei hauptsächlichen Ursachen des Scheiterns sind 1. widrige Umstände, 2. die anderen Leute und 3. man selbst. Meistens sind es Kombinationen davon, so dass weder die anderen (ungerechtes System, falsche Berater) noch man selber (zu faul, zu blöd) einfach Schuld ist. Manchmal ist Scheitern lehrreich, manchmal ist es auch einfach nur Scheitern. Aber lebendig sein heißt weitermachen.
Helmut Heit hat Philosophie und Politik studiert und später als Philosophieprofessor in Deutschland, den USA, Brasilien und China gearbeitet. Heute leitet er an der Klassik Stiftung Weimar das Forschungsreferat und das Kolleg Friedrich Nietzsche. Als Philosoph, Kulturmanager und als Mensch über fünfzig ist er mit vielen, wenn auch zum Glück nicht allen Formen des Scheiterns theoretisch und praktisch vertraut.
Die Verbindung von Geschichte und Gegenwart gelingt durch die Kooperation der Klassik Stiftung Weimar mit dem Lösungslabor e.V. im Rahmen des Projekts UP THÜRINGEN. In den Pausen sind Sie eingeladen, Ihre persönlichen kleinen und großen Misserfolge beizusteuern. Erhalten Sie durch diese besondere Variante der „Fuckup Night“ einen neuen und vielleicht befreienden Blick auf berufliches Scheitern.