1. Eintritt frei
Vortrag

Klassiker – ein Produkt der Peripherie?

Die Anfänge der „deutschen Klassiker“ liegen in der Habsburgermonarchie

Vortrag von Prof. Dr. Daniel Fulda (Halle)

Auftakt zur Tagung „Konstruktionen des Klassischen in Zentraleuropa. Czernowitz und die Bukowina“ und zugleich ein Vortrag in der Reihe „Konstellationen. Neue Sichten der Bibliothek“.

Weimar gilt seit langem als die deutsche Klassiker-Stadt. Goethe und Schiller, Herder und Wieland, die großen Weimarer Autoren, standen der Ausrufung von ‚Klassikern‘ jedoch skeptisch gegenüber. In der Tat ging die Kanonisierung der heute so genannten ‚Klassiker‘ nicht von Weimar aus, sondern von Wien. Die Kaiserstadt aber lag geographisch wie literaturpolitisch an der Peripherie des deutschen Sprachraums.

Ein und sogar DAS Zentrum war Wien hingegen für Verleger, die den Buchdruck und -handel als Geschäft ohne Beteiligung der Autoren betrieben. Es waren sogenannte Raubdrucker, die in den ‚Deutschen Klassikern‘ eine Marke erkannten, mit der sie ihre Produkte bewerben und ihr anrüchiges Geschäft legitimieren konnten. Seitdem erst haben auch die Deutschen ‚ihre Klassiker‘.

Der dabei führende Verleger, Franz Anton Schrämbl, war seinerseits ein Zuwanderer aus der östlichen Peripherie des Habsburgerreiches. Zu fragen ist, ob der doppelt periphere Ursprung der ‚deutschen Klassiker‘ nur Zufall ist oder auf die Motive verweist, die der Konstruktion von Klassiker generell zugrunde liegen. Die Wertauszeichnung ‚Klassiker‘ weist ein Zentrum aus, aber der Bedarf daran scheint vor allem an der Peripherie bestanden zu haben.

Daniel Fulda ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg und war dort 2007–2020 Leiter des Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung. Er hatte Gastprofessuren in Paris, Notre Dame (USA) und Lyon inne.

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