Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Öffentliche Diskussion mit Prof. Michael Rosen (Cambridge) zu seinem neuen Buch.
Einst war unser Leben im Westen von Religion bestimmt. Dann wurden wir, wie uns oft gesagt wird, durch das kalte Licht der Wissenschaft und der Vernunft aus der Dunkelheit des Glaubens geführt. Modern zu sein bedeutete, das Religiöse zugunsten des Säkularen und Rationalen abzulehnen. In einer kühnen Nacherzählung der Philosophiegeschichte erklärt Michael Rosen die Grenzen dieser Geschichte und zeigt, dass viele moderne und scheinbar säkulare Arten, die Welt zu sehen, in Wirklichkeit zutiefst von Religion geprägt wurden.
Die wichtigsten Denker seien dabei die deutschen Idealisten gewesen, die versuchten, Vernunft und Religion in Einklang zu bringen, wie es etwa für Kants Philosophie von zentraler Bedeutung war. Wenn wir versuchen, ein moralisches Leben zu führen, so Kant, sind wir in ein kollektives Unternehmen, in eine „unsichtbare Kirche“ eingebunden, die daran arbeitet, in der Geschichte Gerechtigkeit zu erreichen. Als sich spätere Idealisten von Kants Vorstellungen über die persönliche Unsterblichkeit entfernten, rückte eine Idee der „historischen Unsterblichkeit“ in den Mittelpunkt: Durch soziale Projekte, die uns überdauern, erhalten wir eine Art von Präsenz nach dem Tod. Vorstellungen von historischer Unsterblichkeit fanden nicht nur Eingang in die universalistischen Ideologien des Liberalismus und des Sozialismus, sondern auch in nationalistische und rassistische Doktrinen.
Die Frage bleibt jedoch bestehen: Wie können wir nach globalen Kriegen und Völkermorden den Glauben an ein Konzept des gemeinsamen moralischen Fortschritts bewahren, und wenn nicht, was soll dann aus der Idee der historischen Unsterblichkeit werden? Das ist unser gegenwärtiges Dilemma.
Mit
Michael Rosen (Cambridge)
Marcus Döller (Erfurt)
Helmut Heit (Weimar)
Kai-Uwe Hoffmann (Jena)
Andreas Schmidt (Jena)
Corinna Schubert (Weimar)
Michael Rosen ist Senator Joseph S. Clark Professor an der Harvard University und Distinguished Fellow der Klassik Stiftung Weimar 2023.
Die Veranstaltung findet in englischer und deutscher Sprache statt.
Interessierte sind herzlich eingeladen!