Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Gespräch mit Esther Kinsky, Anne Weber, Andrea Meyer-Fraatz, Helmut Hühn, Edoardo Costadura
Schreiben und Übersetzen sind eng miteinander verwoben. Übersetzen ist zwar ein dem Original nachgeordneter, dennoch ein eigenständiger und alles andere als nachrangiger schöpferischer Akt. Was macht die Besonderheit dieses Schreibens „zweiten Grades“ aus? Welchen Anteil hat darin die Inspiration und welchen die erlernbare Fertigkeit? Und wie wirkt sich das Übersetzen auf das eigene Schreiben des Übersetzers aus, wenn er auch Autor ist? Welche Tätigkeit „färbt“ auf die andere „ab“?
Diese hier absichtlich im Maskulinum Generikum gehaltenen Fragen gelten für Autoren genauso wie für Autorinnen – oder stellen sie sich bei Autorinnen, die auch Übersetzerinnen sind, doch anders? Schreiben und übersetzen Frauen etwa anders? Dies sind einige der Fragen, die die Autorinnen und Übersetzerinnen Esther Kinsky (Berlin) und Anne Weber (Paris) gemeinsam mit der Weimarer Autorin und Übersetzerin Annette Seemann und den Jenaer Wissenschaftlern Edoardo Costadura (Romanistik), Helmut Hühn (Philosophie) und Andrea Meyer-Fraatz (Slawistik) debattieren werden – vor dem Hintergrund der Geschichte der Selbstautorisierung weiblichen Schreibens und Übersetzens, in der die „Doppelstadt“ Weimar-Jena um 1800 eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat (man denke nur an Sophie Mereau, Charlotte Schiller, Caroline Schlegel-Schelling u.a.).
Esther Kinsky, 1956 in Engelskirchen geboren, lebte viele Jahre in London, dann in Budapest und seit 2009 in Berlin und Battonya (Ungarn). Für ihr umfangreiches Werk, das Übersetzungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen ebenso umfasst wie Lyrik, Essays und Erzählprosa, wurde sie mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet, jüngst mit dem Kleist-Preis 2022, dem Warwick Prize for Women in Translation 2021 (Longlist) und dem W.-G.-Sebald-Literaturpreis 2020. Mit Fragen der literarischen Übersetzung beschäftigt sich Esther Kinsky auch in dem Essay „Fremdsprechen. Gedanken zum Übersetzen“ (2013).
Anne Weber, 1964 in Offenbach geboren, lebt seit 1983 als freie Autorin und Übersetzerin in Paris. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt (u. a. Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino) als auch umgekehrt (u.a. Pierre Michon, Marguerite Duras, Georges Perros, André Dhôtel). Ihre eigenen Bücher schreibt sie in deutscher oder französischer Sprache. Für ihr umfangreiches Werk wurde sie mit namhaften Preisen ausgezeichnet. Für „Annette, ein Heldinnenepos“ erhielt sie 2020 den Deutschen Buchpreis und für die Übersetzung von Cécile Wajsbrots Roman „Nevermore“ 2022 den Preis der Leipziger Buchmesse.
Eine Veranstaltung der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V. in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek/Klassik Stiftung Weimar und der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., gefördert von der Sparkasse Mittelthüringen.
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