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07.06.2023

Bronzekopf mit Geschichte

Goethe-Nationalmuseum erwirbt Goethe-Büste des jüdischen Sammlerehepaares Hirsch

Durch die Bereitstellung der finanziellen Mittel durch den Freundeskreises Goethe-Nationalmuseum e.V. hat die Direktion Museen der Klassik Stiftung Weimar eine Goethe-Büste aus englischem Privatbesitz erworben. Der Bronzekopf, von dem bisher nur insgesamt vier Exemplare bekannt sind, zeigt das Bildnis des etwa 60-jährigen Dichters. Die interessante Geschichte des Werkes lässt sich indessen auf das jüdische Sammlerehepaar Olga und Paul Hirsch aus Frankfurt zurückführen: Paul Hirsch besaß die wohl größte europäische Musikbibliothek Europas, seine Frau Olga sammelte historische Bucheinbände und Buntpapiere. Als Vorstandsmitglied der „Frankfurter Gesellschaft der Goethe-Freunde“ engagierte sich Paul Hirsch außerdem für die Pflege des Frankfurter Goethehauses. Er musste mit seiner Familie 1936 nach Cambridge emigrieren, konnte dabei jedoch den größten Teil der bedeutenden Musikalien- und Buntpapiersammlung vor der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten nach England überführen. Die Goethe-Büste war vermutlich Teil dieses Transports und wurde seitdem innerhalb der Familie weitervererbt. Derzeit wird der Bronzekopf von Expert*innen der Stiftung eingehend untersucht. Die Ergebnisse werden 2024 in einer kleinen Sonderausstellung im Goethe-Nationalmuseum präsentiert.

Das Vorbild für die Gussform der Bronze ist sehr wahrscheinlich eine der Gipsbüsten des Bildhauers Carl Gottlieb Weisser (1779-1815). Dieser von Goethe geförderte Künstler hatte vom Gesicht des Dichters eine Lebendmaske abgenommen und diese Urform zu einer Gipsplastik geformt. Die darauf beruhende Physiognomie der Bronzebüste, die wahrscheinlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts gefertigt wurde, gilt daher als im besonderen Maße lebensecht.

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.