Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Gesprächsreihe „Weimarer Kontroversen“ diskutiert aktuelle Gretchenfragen
In Goethes Faust schließt der Mensch einen folgenreichen Bund, um Erkenntnisgrenzen zu überwinden. Noch heute interessiert dieser Klassiker ebenso, wie die Frage was die Welt im Innersten zusammenhält. Die Gesprächsreihe „Weimarer Kontroversen“ der Klassik Stiftung Weimar holt im Themenjahr Faust Gretchenfragen in die Gegenwart. Am 16. September ab 18 Uhr diskutieren die Astrophysikerin, Philosophin und ZEIT-Wissenschaftsresortleiterin Sibylle Anderl und der frühere DFG-Präsident und Vorsitzende des Wissenschaftsrats Peter Strohschneider über vernünftige Erwartungen an die Wissenschaft. Das Gespräch führt Helmut Heit, Leiter des Kolleg Friedrich Nietzsche bei der Klassik Stiftung Weimar.
Als Vorbild für Wissenschaftler*innen war Heinrich Faust schon früh umstritten. Emil Du Bois-Reymond bemerkte lakonisch, Faust hätte besser sein Kind anständig erzogen und die Luftpumpe erfunden. Die Sehnsucht nach Wissen und Erkenntnis jedoch bleibt ungebrochen aktuell. Welche Rolle sollen die Wissenschaften heute spielen? Sollen wir uns stärker an den Einschätzungen von Fachleuten orientieren, wie es die Klimabewegung mit ihrem Ruf „Folgt den Wissenschaften!“ fordert? Oder mahnt die jüngste Erfahrung der Covid-Pandemie nicht auch zur Vorsicht vor überzogenen Erwartungen und autoritärer Expertengläubigkeit? Welche Erwartungen kann die Wissenschaft vernünftigerweise erfüllen? Die aktuelle Weimarer Kontroverse widmet sich diesen Fragen. Sie beleuchtet sowohl philosophische Dimensionen – etwa Wahrheit und Relativismus – als auch praktische Aspekte der Wissenschaftskommunikation und die Herausforderungen postfaktischer Politik.
Sibylle Anderl ist deutsche Astrophysikerin, Philosophin und erfahrene Wissenschaftsjournalistin. Sie promovierte über Stoßwellen im interstellaren Medium, forschte zu Sternentstehung und Astrochemie, und lehrt u. a. an Universitäten in Berlin und München. Seit vielen Jahren vermittelt sie komplexe Forschungsthemen einer breiten Öffentlichkeit.
Peter Strohschneider ist emeritierter Professor der LMU München. Er prägte die deutsche Wissenschaftslandschaft als Vorsitzender des Wissenschaftsrats (2006–2011) und Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2013-2019). Strohschneider setzt sich publizistisch mit Fragen der Wissenschaftsforschung, der Entwicklung des Wissenschaftssystems und seiner Institutionen sowie der allgemeinen Wissenschaftspolitik auseinander.
Die Weimarer Kontroversen sind eine Gesprächsreihe der Klassik Stiftung Weimar mit Helmut Heit, dem Leiter des Kolleg Friedrich Nietzsche. Im Themenjahr 2025 Faust widmet sich die Reihe den Gretchenfragen der Gegenwart. Das Themenspektrum in Goethes Drama ist fast so umfassend wie die aktuellen kulturellen, politischen und sozialen Herausforderungen. Ausgehend vom Faust fragen die Weimarer Kontroversen nach der aktuellen Bedeutung von Religionen, nach Natur- und Geschlechterverhältnissen und nach dem Vertrauen in die Wissenschaften. Es geht darum, was die Welt im Innersten zusammenhält, aber auch, ob und wie man diesen deutschen Literaturklassiker zukünftig lesen soll.
Veranstaltungsdaten:
Weimarer Kontroversen | Sag, wie hast du's mit den Wissenschaften?
16. September 2025 | 18 Uhr
Bauhaus-Museum Weimar | Stéphane-Hessel-Platz 1 | 99423 Weimar | UG | Projektraum A
Der Eintritt ist frei.