Textilentwürfe am Bauhaus

Porträt von Magda Langenstraß-Uhlig: eine frühe Vertreterin des Frauenstudiums

„Morgen beginnt die Arbeit am Bauhaus, zu der ich mich gemeldet habe.“ So heißt es hoffnungsvoll im Tagebuch von Magda Langenstraß-Uhlig (1888–1965) kurz vor der Aufnahme ihres Studiums am Staatlichen Bauhaus zum Wintersemester 1924/25. Dabei war die im thüringischen Bad Berka und Weimar aufgewachsene angehende Studentin längst eine arrivierte Künstlerin.

Unbekannter Fotograf, Magda Langenstraß-Uhlig, 1932, © Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte, Potsdam

Mehr als zehn Jahre zuvor hatte sie ein Studium an der Vorgängereinrichtung des Bauhauses, der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für bildende Kunst absolviert. Nach Abschluss ihres Studiums 1911 kam sie in Weimar und Berlin mit führenden Vertretern der künstlerischen Avantgarde in Berührung und stellte Ende des Jahrzehnts gemeinsam mit Kurt Schwitters in der einflussreichen Berliner Galerie „Der Sturm“ aus.

Auch in den 1920er Jahren hielt die inzwischen mit ihrem Mann und zwei Kindern im oberfränkischen Egloffstein lebende Langenstraß-Uhlig den Kontakt nach Weimar und setzte sich intensiv mit den jüngsten Entwicklungen am Bauhaus auseinander. Nach der Trennung von ihrem Mann, der 1923 in die USA emigrierte, wagte sie schließlich den Neuanfang: Sie begann – nicht zuletzt in der Hoffnung auf neue Verdienstmöglichkeiten als alleinstehende Mutter – ein Studium am Bauhaus.

Dort aber erwarteten sie bewegte Zeiten. Schon Ende 1924 beschloss der Meisterrat angesichts des zunehmenden politischen Drucks in Weimar den Umzug des Bauhauses nach Dessau. Rückblickend schreibt die Künstlerin über die damaligen Umstände:

„die Ungewissheit mit dem Bestand des Bauhauses – der Neid der Menschen dort […], kurz es war eine Zeit der Hölle.“

Künstlerisch war diese Zeit gleichwohl sehr fruchtbar, wie Studien aus dem Vorkurs bei László Moholy-Nagy und Josef Albers sowie aus den Kursen zur Form- und Farbenlehre bei Paul Klee und Wassily Kandinsky belegen.

Nach dem Abschluss des Vorkurses entschied sich Langenstraß-Uhlig wie viele ihrer Kommilitoninnen in Dessau für eine Fortsetzung des Studiums in der Weberei-Klasse unter Leitung von Georg Muche und Gunta Stölzl. Ihre aus dieser Zeit erhaltenen Textilentwürfe zeigen große Sensibilität für die gestalterischen Möglichkeiten des Materials, insbesondere für die durch die Technik des Webens mit Kette und Schuss vorgegebene Struktur.

Magda Langenstraß-Uhlig, Bewegung (Gestaltungslehre bei Wassily Kandinsky), um 1925, Maße: 25,1 × 35 cm, Material/Technik: Gouache über Graphitvorzeichnung, Inv.-Nr.: KPRS-2007/4928, Sammlung: Museen der Klassik Stiftung Weimar, Karl Peter Röhl Stiftung, Provenienz: 1999 aus dem Nachlass Magda Langenstraß-Uhligs erworben, Schenkung Dr. Sigmar Uhlig
Magda Langenstraß-Uhlig, Textilentwurf mit Streifendekor, um 1925, Maße: 30,8 × 21,9 cm, Material/Technik: Aquarell und Silberfarbe über Graphit auf Papier, Inv.-Nr.: KPRS-2007/4943, Sammlung: Museen der Klassik Stiftung Weimar, Karl Peter Röhl Stiftung, Provenienz: 1999 aus dem Nachlass Magda Langenstraß-Uhligs angekauft

Meist handelt es sich um Streifendekore für Wandbehänge, deren Farbskala sich um einen oder zwei Grundtöne bewegt. Charakteristisch ist ein ausgewogener Rhythmus aus fein nuancierten, unterschiedlich intensiven Farben und variierenden Streifenbreiten.

Unter Leitung von Georg Muche hatte sich die Bauhausweberei schon ab 1921 schrittweise für industrielle Webtechniken und die serielle Produktion geöffnet. Die Entwürfe Langenstraß-Uhligs gingen jedoch nicht in die Produktion. Schon 1926 verließ die alleinstehende Mutter das Bauhaus wieder. In einem rückblickenden Tagebucheintrag von 1939 resümiert sie, dass „nie wirklicher ausreichender Verdienst möglich u. eine Wohnung in absehbarer Zeit nicht zu finden“ war.

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.