Wie man in einem Literaturarchiv recherchiert

Seit September 2022 absolviere ich ein Freiwilliges Kulturelles Jahr im Goethe- und Schiller- Archiv (GSA) in der Abteilung Medienbearbeitung- und Nutzung in Weimar. Dabei hatte ich die Möglichkeit, ein eigenständiges Projekt vorzuschlagen.

Meine drei auserwählten Autorinnen sind: Toni Schwabe, Juliane Karwath und Gabriele Reuter. In diesem Projektbericht wird beschrieben, wie die Recherche abgelaufen ist und was ich dabei über die Schriftstellerinnen herausgefunden habe.

Zuerst fand ich heraus, wo man Informationen über die Schriftstellerinnen finden kann. Dabei war die Datenbank des Kalliope-Verbunds sehr hilfreich, mit dessen Suchmaschine Forscher Briefe, Tagebücher und persönliche Erinnerungsdokumente in verschiedenen Einrichtungen finden kann.

Die für mich relevanten Autographen befinden sich bereits im GSA, deswegen konnte ich einfach in der Archivdatenbank die entsprechenden Signaturen heraussuchen. Dabei habe ich vor allem nach Lebensläufen, Briefen, Tagebüchern und Zeitungsausschnitten gesucht, welche aussagekräftige Informationen über die Person enthalten könnten. 

Die einzelnen Archivalieneinheiten haben alle ihre eigene Signatur, mit der man sie im Archiv zuordnen und im Lesesaal bestellen kann. Ein Archivar hebt die Signatur dann aus. Manchmal habe ich beim Ausheben auch selber mitgeholfen.

Frieda am Arbeiten im Lesesaal
Ein Faksimile von Toni Schwabe

Ist das alles geschehen, kann man endlich die bestellten Dokumente lesen.
Die persönlichen Handschriften der Nachlassgeberinnen konnten eine besondere Herausforderung darstellen, z.B. hatte Juliane Karwath eine ziemlich unleserliche Handschrift und es hat lange gedauert, sie zu entziffern.
Außerdem sollte man immer den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen hinterfragen, denn die meisten Quellen sind subjektiv. Toni Schwabe hat zum Beispiel behauptet, der Dichter Herder wäre ihr Urgroßonkel gewesen. Dafür konnte ich keine weiteren Belege finden, diese Aussage war also sehr zweifelhaft.

Nachdem ich viele Informationen über das Leben der Autorin gesammelt hatte, konnte ich daraus skizzenhaft eine Biographie schreiben.
Wenn ich noch ein ausdrucksvolles Porträt in den Archivalien gefunden habe, konnte ich das mit einem Fotoauftrag in der Digitalisierungswerkstatt reproduzieren lassen.

Ich habe mich immer darum bemüht zusätzlich herauszufinden, wie die persönlichen Dokumente ins Goethe- und Schiller-Archiv gelangt sind. Dieses Wissen ist für das Archiv und die Forschung wichtig.
Manchmal haben die Schriftstellerinnen ein Testament hinterlassen, in welchem sie ihren schriftlichen Nachlass bestimmten Personen vererben. Und es existieren historische Zugangsbücher von der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, in welchen man auch Übernahmen und Abgaben von Nachlässen finden kann. Häufig findet man nur sehr wenige Hinweise zur Abgabe der Dokumente ins Archiv. Über Gabriele Reuters Nachlass konnte ich zum Beispiel nur sehr wenig zur Geschichte finden, sie blieb also unvollständig.

Schnell stand fest, dass ich mit meinem Projekt einige Schriftstellerinnen, deren schriftliche Nachlässe im GSA liegen, hervorheben möchte. In den Datenbanken der Klassik Stiftung Weimar (KSW) waren noch nicht viele biografische Informationen über die Autorinnen vorhanden, deswegen wollte mehr über ihre Lebensstationen und –umstände herausfinden. Außerdem interessierte mich, wann und wie ihre schriftstellerischen Nachlässe in das Goethe- und Schiller-Archiv abgegeben wurden.

Frieda am Arbeiten im Büro
Fridas Bildschirm mit dem Lebenslauf von Toni Schwabe

Das Ergebnis meines umfangreichen Rechercheprojektes ist, dass ich nun zu allen drei Schriftstellerinnen eine Kurzbiographie mit Porträt und Schriftprobe erarbeitet habe.
Das gewonnene Wissen wurde in der Archivdatenbank gespeichert und ist auch online in der Forschungsdatenbank „so:fie“ abrufbar.

Toni Schwabe  Juliane Karwath  Gabriele Reuter

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.