Altar der Stadtpatrone

Etwas unscheinbar steht auf dem Schrank hier im Urbinozimmer ein kleiner Flügelaltar. Er besteht aus einem hölzernen Rahmen, in den drei Bilder eingelassen sind. Das Werk ist eine Kopie eines berühmten mittelalterlichen Gemäldes, das noch heute im Kölner Dom zu sehen ist. Es wurde im 15. Jahrhundert, wahrscheinlich von Stephan Lochner, gemalt und stellt die Anbetung der Heiligen Drei Könige dar. Heute sind aus konservatorischen Gründen Faksimiles der Kupferstiche aus Goethes Sammlung ausgestellt. Aber warum besaß Goethe eine Kopie des Bildes? Hatte es in seiner Zeit eine besondere Bedeutung? Verschiedene Stimmen geben Antworten auf diese Fragen.

Goethe

Für Johann Wolfgang von Goethe war der Altar eines der wichtigsten Kunstwerke des Mittelalters. Aus kunsthistorischem Interesse beschäftige er sich mehrmals mit diesem. In seiner Schrift Kunst und Alterthum am Rhein und Main findet sich eine genaue Beschreibung des Bildes:

„Es besteht aus einem Mittelbilde und zwei Seitentafeln. Auf allen dreien ist der Goldgrund […] beibehalten. Ferner ist der Teppich hinter Maria mit Stempeln gepreßt und bunt ausgefärbt. […] Die Figuren des Hauptteils sowie der Seitenbilder beziehen sich auf die Mitte, symmetrisch aber mit viel Mannichfaltigkeit bedeutender Contraste an Gestalt und Bewegung.“

Schopenhauer

Die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer war ebenfalls begeistert vom Kölner Altar. Wissend, dass man den Künstler zu ihrer Zeit nicht mit Sicherheit kannte, schreibt sie im Ausflug an den Niederrhein und nach Belgien im Jahr 1828:

„Mag übrigens der Ehrenmann, der dieses Bild schuf, geheißen haben wie er immer wolle, er hat sich die Unsterblichkeit ermalt, und man braucht nur gute Augen und einen für Kunst und Natur empfänglichen Sinn, ohne alle eigentliche Kunstgelehrtheit zu besitzen, um dieses mit fester Ueberzeugung zu empfinden, wenn man vor diesem Meisterwerke betrachtend verweilt.“

Dürer

Der Maler Albrecht Dürer hatte den Altar schon 1520 bei seinem Besuch in Köln gesehen. Er zahlte zwei Pfennige dafür, das Gemälde betrachten zu dürfen, wie er in seinem Tagebuch schreibt:

„Ich hab 2 weißpfennig den barbirer geben. […] item hab 2 weißpfennig geben von der Taffel auff zusperren, die
maister Steffan zu Cöln gemacht hat. Ich hab 1 weißpfennig dem poten geben und 2 weißpfennig mit dem geselln vertruncken.

Heine

Berühmt wurde der Altar auch durch Heinrich Heines Gedicht von 1822, das später vom Komponisten Robert Schumann in seiner Dichterliebe vertont wurde:

„Im Rhein, im schönen Strome,
Da spiegelt sich in den Welln,
Mit seinem großen Dome,
Das große, heilge Köln.

Im Dom da steht ein Bildnis,
Auf goldenem Leder gemalt;
In meines Lebens Wildnis
Hats freundlich hineingestrahlt.

Es schweben Blumen und Englein
Um unsre liebe Frau;
Die Augen, die Lippen, die Wänglein,
Die gleichen der Liebsten genau.“

Arndt

Ernst Moritz Arndt berichtet in Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn von Stein von 1858, wie Goethe den Altar im Kölner Dom gemeinsam mit dem preußischen Staatsmann vom Stein betrachtet. In seinen Worten spiegelt sich die Bedeutung, die Goethe von seinen Zeitgenossen beigemessen wurde:

„»Stein ist da, wir finden ihn im Dom« – und wir gingen flugs dahin. Er begrüßte uns auf das allerfreundlichste – und wen erblickten wir nicht weit von ihm? Da stand der neben ihm größte Deutsche des neunzehnten Jahrhunderts, Wolfgang Goethe, sich das Dombild betrachtend. […] Wunderbar gingen die beiden deutschen Großen hier nebeneinander her wie mit einer gegenseitigen Ehrfurcht […].

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

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