„Namenlose Empfindung“. Jean Paul und Goethe im Widerspruch  

Ausstellung des Freien Deutschen Hochstifts / Frankfurter Goethe-Museum und der Klassik Stiftung Weimar / Goethe- und Schiller-Archiv zunächst im Arkadensaal des Freien Deutschen Hochstifts, danach im Goethe- und Schiller-Archiv

Laufzeit: 29.11.2013 - 28.02.2014

„Mit einer namenlosen Empfindung schreib’ ich dieses Blat“ – so beginnt Jean Pauls erster Brief an Goethe, mit dem er ihm 1794 seinen ersten Roman Die unsichtbare Loge übersendet. Er zitiert damit eine Stelle aus Wielands Erfolgsroman Agathon, den beide gut kennen. „Namenlose Empfindung“ meint dort das berauschende Vorgefühl einer glücklichen Zukunft, das der Liebhaber angesichts der Geliebten empfindet. Den Briefadressaten Goethe muss dieser Anspruch eines ihm gänzlich unbekannten Schriftstellers irritieren. Er lässt Jean Pauls Brief unbeantwortet, so wie er alle folgenden Schreiben übergeht.

Diese Asymmetrie bleibt bestehen: Jean Paul ist der übermütig Werbende, der sich Goethe als engen Freund vorstellt, der sich an ihm misst, ihn glorifiziert, ihn zuweilen aber auch als kalten Formvirtuosen scharf kritisiert. Goethe hingegen erkennt Jean Paul zwar als Herausforderung an, äußert sich jedoch meist nur in Seitenbemerkungen und kleinen Gesten. Gerade wegen dieser distanzierten Haltung wird er für Jean Paul zur Projektionsfläche seines Wunsches nach Anerkennung. Die Ausstellung zeichnet an Hand ausgewählter Briefe und Dokumente aus den Beständen des Goethe- und Schiller-Archivs, der Museen der Klassik Stiftung Weimar und des Freien Deutschen Hochstifts (Frankfurt am Main) diese komplizierte Beziehung in 16 Stationen nach.

Ausstellungsbuch

Der reich bebilderte Katalog erscheint zur gleichnamigen Ausstellung im Frankfurter Goethe-Haus / Freien Deutschen Hochstift (28. August bis 13. Oktober 2013) und im Goethe- und Schiller-Archiv (29. November 2013 bis 28. Februar 2014). Er nimmt das schwierige Verhältnis zwischen Jean Paul und Goethe in den Blick. Die 20 Beiträge bewerten die Beziehung neu, indem sie konsequent von den überlieferten Dokumenten (meist Handschriften) ausgehen. Die Beobachtungen, die sich an den Dokumenten machen lassen, weichen stark von den geläufigen Deutungen des Verhältnisses ab. Auszüge aus dem Katalog finden Sie hier.

Konzipiert wurde der Katalog von Helmut Pfotenhauer (Universität Würzburg) sowie Bettina Zimmermann und Konrad Heumann (Handschriftenabteilung des Freien Deutschen Hochstifts). Weitere Beiträge stammen von Anne Bohnenkamp, Roland Borgards, Elsbeth Dangel-Pelloquin, Barbara Hunfeld, Alexander Rosenbaum und Bettina Schmitt.

Herausgeber
Konrad Heumann, Helmut Pfotenhauer, Bettina Zimmermann (Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum)

Erscheinungsjahr
2013

ISBN/ISSN
978-3-9814599-4-4

Erhältlich beim Freien Deutschen Hochstift.

Ausstellungsflyer

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.