Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek durch die Jahrhunderte
Die Geschichte der Weimarer Bibliothek beginnt mit der Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547, in der das Heer Kaiser Karls V. die protestantischen Truppen unter der Führung des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen (1503–1554) besiegt. Nach der verlorenen Schlacht findet der Kurfürst in Weimar seine neue Residenzstadt. Er lässt seine bedeutende Wittenberger Bibliothek noch 1547 dorthin überführen. Der Großteil gelangt nach Jena, wo sie den Grundstock für die neugegründete Bibliothek bildet. Ein kleinerer Teil, um die 500 Titel, verbleibt in Weimar. Es ist der Beginn der Herzoglichen Büchersammlung.
Neue Landesaufteilungen im 16. und 17. Jahrhundert haben die Sammlung teils bereichert, teils wieder verstreut. Erst ab dem Jahr 1691 setzt ein ununterbrochener Ausbau der Büchersammlung ein. Ein Erbvertrag vom 12. Juli 1691 zwischen den Herzogtümern Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach bestimmt, dass fünfhundert Bücher aus dem Besitz der erloschenen Nebenlinie Sachsen-Jena an den Weimarer Hof fallen. Dieses Ereignis wird für Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1662–1728) zum Anlass, seine Bibliothek auszubauen. Sie wird zu einem wichtigen Bestandteil in seinem Plan, die Residenzstadt Weimar zu einem kulturellen Zentrum zu machen.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wird die Bibliothek durch den Ankauf von Privatsammlungen stark ausgebaut und erlangt einen hohen wissenschaftlichen Wert. Die Bücher kommen aus dem Besitz des Weimarer Kanzlers Moritz von Lilienheim, des Barons Balthasar Friedrich von Logau aus Breslau, des dänischen Gelehrten Marquard Gude und des berühmten Wittenberger Universalgelehrten Conrad Samuel Schurzfleisch, seit 1706 Direktor der Weimarer Bibliothek. Damit steigt innerhalb von nur 34 Jahren die Zahl von circa 1.500 Bänden im Jahr 1691 auf ungefähr 20.000 Bände im Jahr 1723 an. Doch bislang gibt es keinen einheitlichen Katalog. Auch die Räume im Residenzschloss, in denen die Bibliothek aufgestellt ist, sind kaum repräsentativ zu nennen.
Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts beginnt eine neue Epoche für die Bibliothek. Der Theologe Johann Christian Bartholomaei wird als hauptamtlicher Bibliothekar eingesetzt. Durch den Verkauf von Dubletten gelingt es ihm, erstmals den Geschäftsbetrieb der Bibliothek zu konsolidieren. Außerdem erschließt er die Bibliothek in einem 60 Foliobände umfassenden Realkatalog. Dank Herzog Ernst August II. Constantin (1737–1758) steht nun ein fester Jahresetat nur für Bücheranschaffungen zur Verfügung.
Herzogin Anna Amalia (1739–1807), die mit dem Tod ihres Mannes Herzog Ernst August II. Constantin die Regierungsgeschäfte bis zur Volljährigkeit des Sohnes Carl August im Jahr 1775 übernimmt, beschließt den Umzug der Büchersammlung. Im sogenannten Grünen Schloss, erbaut zwischen 1563 und 1565, richtet der Landbaumeister August Friedrich Straßburger einen Bibliothekssaal im Stil des späten Rokoko ein. 1766 zieht die Bibliothek aus dem Residenzschloss in den neu eingerichteten Rokokosaal um. Ab diesem Zeitpunkt erhalten die mittlerweile knapp 30.000 Bände eine neue öffentliche Wirksamkeit.
Im Jahr 1797 setzt Herzog Carl August (1757–1828) die Geheimen Räte Johann Wolfgang von Goethe und Christian Gottlob Voigt als neue Oberaufsicht über die Bibliothek ein. Beide engagieren sich für die Weiterentwicklung der Bibliothek, an deren Bestand und Benutzbarkeit zunehmend neue Anforderungen gestellt werden. Schon zwei Monate nach Aufnahme der Geschäfte erlassen sie eine neue Bibliotheksordnung, in der etwa Ausleihtage und Leihfristen genau geregelt werden. Zwischen 1797 und 1801 sind 475 Leserinnen und Leser in der Bibliothek angemeldet, das sind rund 6,33% der Weimarer Bevölkerung.
Unter Goethe und Voigt wird die Bibliothek immer mehr zu einer auch bürokratisch organisierten, planmäßig verfahrenden Institution, deren Eigenständigkeit vom Fürsten anerkannt wird. 1832, im Jahr von Goethes Tod, ist die Sammlung auf 80.000 Bände angewachsen. Es ist vor allem Christian August Vulpius zu verdanken, Goethes Schwager, dass die neuen Bücher alle katalogisiert werden und benutzbar aufgestellt sind. Vulpius ist von 1797 bis 1826 in der Weimarer Bibliothek angestellt.
Von 1803 bis 1805 wird auf Betreiben Goethes die Bibliothek um das südlich an das Grüne Schloss anschließende Gebäude erweitert. Der Platz im Rokokosaal reicht für die wachsende Buch- und Kunstsammlung nicht mehr aus. Goethe beaufsichtigt die Bauarbeiten und greift immer wieder selbst ein. Im Treppenhaus lässt er neben den Kopien bekannter Gemälde von Carracci und Franceschini auch Gipsabgüsse antiker Porträtbüsten und Skulpturen aufstellen.
Herzog Carl August lässt zwischen 1823 und 1825 den Geschützturm der ehemaligen Stadtbefestigung (erbaut 1453) durch C.F.W. Steiner für seine Militärbibliothek ausbauen. Über eine hölzerne Wendeltreppe von 1671, die aus dem Schloss Weida stammt, gelangt man in die oberen Etagen. Die Spindel der Wendeltreppe ist aus einem einzigen zwölf Meter hohen Eichenstamm gearbeitet, für die der Geschützturm durch eine Laterne mit zwölf Fenstern aufgestockt wird. In diesem Turm lässt Carl August neben seiner 5.000 Bände umfassenden Militärbibliothek auch seine Münz-, Medaillen- und Globensammlung aufstellen. Im Jahr 1831 erscheint ein dreibändiges Verzeichnis der im Bibliotheksturm aufgestellten Werke, bearbeitet von Friedrich Theodor Kräuter. Nachweis im Katalog. Digital frei verfügbar hier.
Nach dem Tod von Herzog Carl August und Goethe entwickelt sich die Bibliothek zum Pantheon der Weimarer Klassik. Die alten Fürstenporträts werden in die zweite Galerie gehängt. An ihre Stelle tritt zunehmend das Personal des klassischen Weimars: Büsten der Weimarer Dichter und Denker werden aufgestellt, Gemälde von ihnen aufgehängt. Johann Joseph Schmellers Gemälde „Goethe im Arbeitszimmer, dem Schreiber John diktierend“ von 1834 wird der Bibliothek übergeben und entwickelt sich zum Andachtsbild der Goethe-Verehrung. Immer mehr Menschen wollen das Haus besichtigen. Für das Betreten des Rokokosaales wird mittlerweile eine Gebühr von 50 Pfennig erhoben.
Die Memorialkultur erreicht mit der Feier zu Goethes 100. Geburtstag 1849 ihren ersten Höhepunkt. Die Geburtstagsfeier in der Bibliothek wird gleichzeitig zum Anlass, den neuen nördlichen Anbau einzuweihen, der nach Entwürfen des Architekten Clemens Wenzeslaus Coudray zwischen 1844 und 1849 entstanden ist. Damit erhält das Gebäude seine heutige Dimension. Hier werden die Geschäftszimmer untergebracht, der Goethe-Anbau wird als Magazin genutzt. Im Jahr 1875 zählt der Gesamtbestand 170.000 Bände.
„Von allen Denkmälern des Weimarischen Geistes hat mir die Bibliothek den bedeutendsten Eindruck gemacht.“
Adolf Stahr, 1852
Nach der Abdankung des Großherzogs am 9. November 1918 wird die Großherzogliche Bibliothek im Dezember 1918 erst in Weimarer Bibliothek und dann im August 1919 in Thüringische Landesbibliothek umbenannt. Statt dem Hof zu dienen, soll sie nun im Rahmen der Volksbildung einer breiten Bevölkerungsschicht Bildungsliteratur zur Nutzung bereitstellen. Doch die Bibliothek verfügt weder über die Bestände noch über die geeigneten Räumlichkeiten. Mittlerweile füllen fast 400.000 Bände das Bibliotheksgebäude von den Kellern bis zum Dachboden. Die zersplitterten Kataloge können nur noch mit bibliothekarischer Beratung konsultiert werden und der Erwerbungsetat verharrt auf dem Niveau einer kleineren Kreisbibliothek. Vor diesem Hintergrund kultiviert die Bibliothek ihr Selbstverständnis als museale Einrichtung und Gedächtnisstätte der klassischen Zeit.
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 wird auch die Landesbibliothek auf verschiedenen Ebenen in die politische ‚Gleichschaltung‘ einbezogen. Sie übernimmt die Büchernachlässe aus beschlagnahmten Bibliotheken sozialdemokratischer Ortsgruppen und Arbeiterbüchereien sowie Privatbibliotheken von jüdischen Familien. Diese Bestände werden heute als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut eingestuft. Ein Team von Provenienzforschern hat die Objekte, die in den Jahren 1933 bis 1945 erworben worden sind, mittlerweile überprüft. Restitutionen sind durchgeführt worden. Mehr erfahren: Provenienzforschung an der Klassik Stiftung Weimar
Während der Zeit des Nationalsozialismus gehörte die Bibliothek zu den öffentlichen Verwaltungsgebäuden im Zentrum der Stadt Weimar. Im sogenannten Fürstenhaus, der heutigen Hochschule für Musik, befand sich der Sitz des Reichsstatthalters der NSDAP-Gauleitung von Thüringen und das Thüringische Volksbildungsministerium. Nördlich der Bibliothek, im hinter dem Residenzschloss gelegenen Marstall, war von 1936 bis 1945 die Gestapo-Leitstelle untergebracht. Südwestlich der Bibliothek, in der Marienstraße 13/15 hatte das Thüringisches Landesamt für Rassewesen Gebäude bezogen. Die Bibliothek übernahm für diese und andere nationalsozialistischen Verwaltungseinrichtungen eine Dienstleistungsfunktion. Ein Stadtplan Weimars von 1938 zeigt die Verteilung der Ministerien in der Stadt.
Schon länger war der Raum für die Benutzer der Bibliothek als unzureichend erkannt worden. 1934 fiel die Entscheidung, den ehemaligen Archivraum im Erdgeschoss der Bibliothek in einen modernen Lesesaal umbauen zu lassen. Zwischen 1936 und 1937 wurde der Lesesaal eingerichtet und am 6. März 1937 eröffnet. Die Fenster zur Stadt hatte man dafür bereits 1934 vergrößert. Zusätzlich wurde nun ein Deckenlicht installiert, jeder Tisch erhielt eine eigene Lampe und in den Wandregalen wurde eine Handbibliothek aufgestellt. Der Lesesaal bot nun Platz für 24 Personen. Gleichzeitig wurden 1936 im Erdgeschoss (Coudray-Anbau) zwei Räume zur Bücherausgabe und zum Katalograum ausgebaut.
Zur Modernisierung der Bibliothek gehörte zwischen 1934 und 1937 auch die Instandsetzung der Nord- und Westfassade, ein Neuanstrich des Coudray-Treppenhauses, der Einbau zusätzlicher Brandschutztüren sowie einer Zentralheizung und neuer Toilettenräume.

Im Zweiten Weltkrieg wird ein Großteil der Bücher in verschiedenen Auslagerungsstellen untergebracht. Ohne größere Verluste gelangen die Bücher nach 1945 wieder in die Bibliothek zurück und die Aussonderung nationalsozialistischer Schriften beginnt. Im Zuge der sogenannten Säuberungen werden in der Zeit von 1945 bis 1951 insgesamt fast 10.000 Bände als „ausgemerzt“ gemeldet.
1951 übernimmt die Bibliothek die Aufgaben einer wissenschaftlichen Regionalbibliothek. Als zentrale Bibliothek neben Jena muss sie die regionale Literaturversorgung gewährleisten und den Leihverkehr koordinieren. Ziel ist es, sie zu einer wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek auszubauen, die ihren Beitrag zum Aufbau des Sozialismus leistet. Sie soll volksbildnerische Aufgaben übernehmen, ist aber weder finanziell, personell noch von ihren traditionellen Beständen her dafür ausgestattet. Insbesondere Studierende der Fach- und Hochschulen in Weimar bilden die neue Zielgruppe. Die Literatur zur Weimarer Klassik, das bisherige Sammlungsziel, tritt in den Hintergrund. Stattdessen übernimmt die 1954 als Institut der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar neugegründete Zentralbibliothek der deutschen Klassik die Aufgabe einer literaturwissenschaftlichen Spezialbibliothek.
Ab 1953 erhält die Bibliothek als einzige Landesbibliothek Thüringens Pflichtexemplare (mit Ausnahme von Zeitungen) aus den Verlagen der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Erst 1983 wird diese Aufgabe an die Universitätsbibliothek Jena abgetreten. Die dauerhafte Archivierung dieser Pflichtexemplare ist heute und in Zukunft eine der zentralen Aufgaben der Bibliothek. Mit Hilfe der Förderung des BKM-Sonderprogramms konnten 2019 insgesamt 1.300 Pflichtexemplare in alterungsbeständige Verpackungen umgelagert werden, um sie dauerhaft vor Beschädigungen zu schützen. Mehr erfahren: Konservatorische Verpackung von Pflichtexemplaren Thüringer Verlage
1969 wird die Thüringische Landesbibliothek in die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten integriert und mit der kleineren Institutsbibliothek vereinigt. Sie übernimmt deren Namen, Zentralbibliothek der deutschen Klassik. Damit gehören unter anderem die Bibliothek der Goethe-Gesellschaft, die Privatbibliothek Schillers und Nietzsches sowie die Faust-Sammlung von Gerhard Stumme zum Bibliotheksbestand. Von diesem Zeitpunkt an konzentriert sich die Bibliothek auf das Spezialgebiet der Deutschen Literatur der Periode 1750 bis 1850 und gibt die Funktionen einer Regionalbibliothek allmählich auf. Teile der Sammlungen, die nicht mit den neuen Richtlinien übereinstimmen (mindestens 20.000 Bände), werden an das Zentralantiquariat in Leipzig verkauft oder an andere Stellen abgeliefert. Insgesamt besitzt die Bibliothek im Jahr 1969 rund 750.000 Bände.
Nach der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung gibt sich die Bibliothek am 18. September 1991 eine neue Aufgabe und einen neuen Namen. Als Herzogin Anna Amalia Bibliothek versteht sie sich als Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik.
1998 wird das Bibliotheksgebäude zusammen mit anderen Weimarer Stätten der deutschen Klassik zum Welterbe der UNESCO erklärt. Die Begründung: Das Ensemble „Klassisches Weimar“ zeugt heute von der aufgeklärten, höfischen und zugleich bürgerlichen Kultur um 1800. Mehr erfahren: Klassisches Weimar – UNESCO Welterbe
Am 2. September 2004 zerstört und beschädigt ein Großbrand umfangreiche Teile der Bibliothekssammlung und des Bibliotheksgebäudes. Zur Verursachung des Brandes hat eine veraltete und desolate Elektroverkabelung beigetragen, die im Vorfeld der geplanten Gebäudesanierung uneingeschränkt beansprucht worden war. Vorausgegangen war diesem Ereignis eine längere Zeit der Unterfinanzierung. Die Nutzung und Unterhaltung des Gebäudes waren schon längst nicht mehr seinem Zustand und den darin präsentierten Sammlungen angemessen gewesen. Mehr erfahren: Nach dem Brand
Schon im Jahr 1998 war der Bibliotheksbestand auf rund 910.000 Bände angewachsen. Immer dringender wird die Suche nach einem Erweiterungsgebäude. Mehrere Außenmagazine werden in Betrieb genommen. Im Jahr 2000 setzen die Neubau- und Sanierungsmaßnahmen ein. Die Wahl fällt auf ein bereits bestehendes historisches Gebäudeensemble, das sogenannte Rote und Gelbe Schloss, direkt gegenüber des historischen Bibliotheksgebäudes. 2002 beginnen die Bauarbeiten unter Leitung der Architekten Hilde Barz-Malfatti und Karl-Heinz Schmitz. 2005 wird das Studienzentrum eingeweiht. Rund 170.000 Bände wissenschaftlicher Literatur nach Fachgebieten geordnet werden den Lesern zur Präsenzbenutzung angeboten.

Am 24. Oktober 2007, dem Geburtstag Herzogin Anna Amalias, wird das Historische Gebäude nach einer Grundsanierung wieder eröffnet. Heute sind hier die Werkstatt für Buchrestaurierung und -konservierung, die Abteilung Sondersammlungen und die Direktion untergebracht. Im Rokokosaal haben in der Hauptebene und der ersten Galerie insgesamt 40.000 Bände Platz gefunden. Die Buchaufstellung spiegelt annähernd den Zustand zur Mitte des 19. Jahrhunderts wider. Entsprechend der Logik der alten Bibliotheksordnung sind die Bücher nach Fachgruppen ohne feinere Differenzierungen zusammengestellt: Geschichte, Theologie, Recht, Mathematik, Philosophie, Dichtung. Viele der hier vertretenen Bände haben Goethe und die anderen Weimarer Autoren aus der Bibliothek ausgeliehen. So lässt sich sagen, dass heute die Bücher des Rokokosaales das geistige Reservoir repräsentieren, aus dem die Weimarer Autoren um 1800 für ihre Produktion geschöpft haben.
Der Stiftungsrat der Klassik Stiftung Weimar bestätigt die Agenda 2020 der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, mit der sie Entwicklungsfelder der Archiv- und Forschungsbibliothek benennt: Weimarer Labor für Bestandserhaltung, Perspektiven des Sammlungsaufbaus, Aktivierung und Gestaltung öffentlicher Flächen und Sammlungsräume, Digitale Bibliothek sowie Sammlungsvermittlung und -forschung.
Mehr erfahren: Bibliotheksdirektor Reinhard Laube zur Agenda 2020
Eines der zentralen Anliegen der Bibliothek im Rahmen der Agenda 2020 ist es, über öffentliche Flächen und Sammlungsräume Zugang zu den Sammlungen der Bibliothek zu schaffen.
Im Jahr 2020 wird die Agenda 2020 zur Agenda 2020plus der Archiv- und Forschungsbibliothek erweitert. Unter Berücksichtigung der neuen Stiftungsstrategie werden die Handlungsfelder der Bibliothek gebündelt und geschärft. Die Abteilungsstruktur wird neu gefasst in vier Profilbereiche: Sammlungen und Sondersammlungen (Erschließen und Erwerben), Bestände (Archivieren und Erhalten), Wissensforum Bibliothek (Forschen, Vermitteln, Kommunizieren) und Digitale Bibliothek (Digitalisierung und Fotothek).
Am 3. Juni wird das Historische Bibliotheksgebäude neu eröffnet: Bei verbesserter Barrierefreiheit führt ein neuer Rundgang durch Geschichte und Sammlungen der Bibliothek, vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Im Erdgeschoss zeigt der umgebaute Renaissancesaal mit der neuen Ausstellung "Cranachs Bilderfluten" Kunst der Reformation im 16. Jahrhundert. Der darüber liegende Rokokosaal aus dem 18. Jahrhundert ist das Herzstück des Gebäudes. Zwei neugestaltete Vorräume geben Einblick in die Geschichte und die Sammlungen des Hauses. Im 19. Jahrhundert kam der Bücherturm zum Ensemble dazu. Ergänzt wird er durch ein neu eingerichtetes Militärkabinett, das an die Napoleonischen Kriege und das Wissen der Kriegsführung erinnert. Im Studienzentrum führen Wege, Räume und Präsentationen ins 20. und 21. Jahrhundert.
Die neue strategische Ausrichtung der Bibliothek für die kommenden vier Jahre steht unter der Überschrift „Future Memory – Herzogin Anna Amalia Bibliothek“, aufbauend auf den Ergebnissen der Agenda 2020.
Im Fokus sind die drei Projektlinien „Sammlungen entdecken“, „Originale erhalten“ und „Zeitzeugen berichten“. Zu den Schwerpunkten gehören u.a. die Weiterentwicklung des Discovery Systems der Bibliothek, die Sammlungserschließung und Digitalisierung der Weimarer Militärbibliothek und Atlantensammlung sowie die Verankerung der Werkstatt für die Restaurierung brandgeschädigten Schriftguts in Weimar-Legefeld als Core Facility (Spezialinstitut) für Papierrestaurierung, das beratend und als Servicestelle im Verbund mit anderen Spezialinstituten agiert. Ein weiterer Fokus liegt ebenfalls auf dem Projekt „Zeitzeugen berichten“. Anlässlich des 20. Jahrestags des Bibliotheksbrandes am 2. September 2024 werden Erinnerungen an den Brand gesammelt, verbunden mit Vorstellungen und Wünschen für die Zukunft der Bibliothek.
Im Zentrum des Jahres 2024 steht die Erinnerung an den Brand am 2. September 2004 und seine Folgen. In der Woche vom 2. bis zum 6. September 2024 blickt die Bibliothek in unterschiedlichen Formaten nicht nur zurück, sondern vor allem nach vorn.
Die Woche beginnt mit einer Pressekonferenz zur Vorstellung der strategischen Ausrichtung Future Memory und einer Preview des MDR-Films „Die Bibliothek brennt“ sowie des Podcasts „Bücher in Asche – Der Brand in der Anna Amalia Bibliothek“. Sie wird fortgesetzt mit einem Vortragsabend zum Thema „Brandursache und Bergung der Aschebücher nach dem Brand“ und einer Runde mit Akteuren des Freundeskreises sowie der Presse zu „Reaktionen der Zivilgesellschaft“. Die Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Ulrike Lorenz, führt ein Gespräch mit der Künstlerin Anna Talens über „Brand und Kunst“, das neue Wege zur künstlerischen Bearbeitung der „Aschebücher“ aufzeigt. Die ersten Ergebnisse des Projekts „Zeitzeugen berichten“ werden vorgestellt. Zum Abschluss der Woche hält der Bibliotheksdirektor Reinhard Laube eine „Brandrede“ und spricht darüber mit seinem Vorgänger Michael Knoche.
Bereits zu Beginn des Jahres 2024 zeigt die Bibliothek im Studienzentrum Werke des Wittener Künstlers Klaus Fröhlich zum Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek unter der Überschrift „Verlorene Bücher - bleibende Erinnerung“. Gezeigt werden sechs eindrucksvolle Arbeiten, in denen Fröhlich seine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Bibliotheksbrandes künstlerisch verarbeitet hat.
Von August bis Oktober ist die zweiteilige Intervention „Ars Ignis. Die Poesie der Zerstörung“ der Künstlerin Anna Talens in der Bibliothek zu sehen: Als Material verwendete sie Reste von Büchern, die nicht mehr restauriert werden konnten. Ein Teil dieser Ascheseiten werden zusammen mit Texten von zehn internationalen Autorinnen und Autoren in einem weißen Planschrank im Bücherkubus gezeigt. Im Rokokosaal sind darüber hinaus aufgeschüttete Aschepartikel und ein literarischer Text der Künstlerin und Artefakte aus den Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar zu sehen.
Seit der Eröffnung des Studienzentrums der Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Jahr 2005 haben sich die Anforderungen an eine moderne Bibliothek insbesondere durch den digitalen Wandel stark verändert. Mit der strategischen Neuausrichtung der Bibliothek im Jahr 2018, der Agenda 2020, wurden die Weichen gestellt für eine umfassende Neugestaltung und Aktivierung der öffentlichen Flächen und Sammlungsräume des Studienzentrums.
Mit den Umbaumaßnahmen im Jahr 2024/25 wird das Studienzentrum als zentraler Informations- und Kommunikationsbereich im Bibliothekscampus gestärkt. Nutzer*innen stehen künftig neue Räume zum Arbeiten und Verweilen zur Verfügung. Dazu gehören eine Leselounge, moderne Gruppenarbeitsplätze, Präsentationsflächen und eine offene Digitalwerkstatt. Darüber hinaus ist der Bücherkubus mit Veranstaltungstechnik ausgestattet worden. Die neu gestalteten Räumlichkeiten sollen die Sammlungen der Bibliothek noch erfahrbarer machen und die Nutzer*innen zum Austausch einladen.
Unter der Überschrift „Eine offene Bibliothek für eine offene Gesellschaft“ stellt die Bibliothek zusammen mit der Baudirektion der Klassik Stiftung Weimar am 4. Februar 2025 die in Teilen bereits neu gestalteten Flächen im Studienzentrum vor und erinnert an seine Eröffnung vor genau 20 Jahren.
Grunwald, Walther; Knoche, Michael; Seemann, Hellmut (Hgg.): Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Nach dem Brand in neuem Glanz. Mit Fotogr. von Manfred Hamm. Berlin: Meissner, 2007. Nachweis im Katalog.
Knoche, Michael (Hg.): Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Kulturgeschichte einer Sammlung. [Weimar]: Klassik Stiftung Weimar, 2013. Nach einer 1. Aufl. bei Hanser, 1999. Nachweis im Katalog.
Knoche, Michael (Hg.): Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Das Studienzentrum. Mit Fotografien von Klaus Bach und Ulrich Schwarz. Berlin: Nicolai, 2006. Nachweis im Katalog.
Knoche, Michael: Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Ein Portrait. 2. erw. u. überarb. Aufl. Berlin: Otto Meissners Verlag, 2016. Nachweis im Katalog.
Laube, Reinhard (Hg.): Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Erschienen in der Reihe "Im Fokus", hrsg. v. d. Klassik Stiftung Weimar. Berlin: Deutscher Kunstverlag, [2022]. Nachweis im Katalog.
Weber, Jürgen; Hähner, Ulrike (Hgg.): Restaurieren nach dem Brand. Die Rettung der Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Petersberg: Imhof, 2014. Nachweis im Katalog.
Weimar 1: Herzogin Anna Amalia Bibliothek [Bestandsgeschichte, Bestandsbeschreibung, Kataloge, Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek, Veröffentlichungen zu den Beständen]. In: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, hrsg. v. Bernhard Fabian, hier Bd. 21: Thüringen: S-Z, hrsg. v. Friedhilde Krause u. bearb. v. Felicitas Marwinski. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann, 1999, S. 101-127. Nachweis im Katalog. Digital frei verfügbar hier.
Weitere Literaturhinweise finden Sie auch in der Bibliographie zur Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und ihrer Bestände.