Identifizierungsplattform für Aschebuchfragmente

Am 2. September 2004 zerstörte ein Großbrand im Historischen Gebäude der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 50.000 Bücher. In den Tagen nach der Katastrophe wurden aus dem Brandschutt 25.000 Buchblöcke und eine Vielzahl von Fragmenten mit schwersten Brandschäden geborgen, die sogenannten Aschebücher. Ein Teil von ihnen wird seit 2008 in einem weltweit einzigartigen Mengenverfahren restauriert. Jeder Restaurierung eines Aschebuchs geht ein bibliothekarischer Prozess der Identifizierung und Dokumentation voraus. Eine besondere Schwierigkeit stellen die zahlreichen Fragmente dar, zu denen die Buchblöcke in der Brandnacht zerfallen sind, als das Feuer ihre Bindung löste. Einzelne Blätter, die der Wind in die Straßen und Gärten Weimars getragen hatte, wurden der Bibliothek noch Monate nach dem Brand übergeben.

Bislang konnten in aufwendiger Recherchearbeit mehr als 31.000 Aschebücher und Aschebuchfragmente identifiziert und im Bibliothekskatalog dokumentiert werden. In vielen Fällen gelang es, ein Werk durch das Zusammenfügen mehrerer Fragmente wieder zu vervollständigen. Für derzeit ca. 1.500 Aschebuchfragmente konnte die bibliographische Zugehörigkeit noch nicht geklärt oder mangels eines für den Abgleich erforderlichen Digitalisats nicht verifiziert werden. Die Bibliothek startet deshalb, 17 Jahre nach dem Brand, eine offene Plattform zur kollaborativen Identifizierung von Aschebuchfragmenten. 2013 sind in einem von der Volkswagenstiftung geförderten Restaurierungs- und Digitalisierungsprojekt bereits positive Erfahrungen mit einem interaktiven Identifizierungsmodul gesammelt worden.

Weiterführende Informationen zum Bibliotheksbrand und zur Restaurierung der Aschebücher

Finanzierung

Das Projekt wird im Rahmen der Agenda 2020plus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek gefördert und von unseren Zuwendungsgebern sowie aus Spendenmitteln finanziert.

  • Logo: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
  • Logo: Stadt Weimar

Projektziele

Durch die Schaffung einer digitalen Präsentationsplattform soll es Fachleuten, aber auch interessierten Laien ermöglicht werden, an der Identifizierung der bisher noch nicht identifizierten Aschebuchfragmente mitzuwirken. In regelmäßigen Abständen werden die im Dokumentationsprozess separierten und fotografierten Fragmente auf der Plattform bereitgestellt. Über ein elektronisches Formular werden Hinweise zur Bestimmung der Ausgabe entgegengenommen sowie Links zu Digitalisaten, welche die Zugehörigkeit bestätigen. Fragmente, für die eine korrekte Identifizierung gelingt, werden anschließend im Bibliothekskatalog dokumentiert.

Ziel ist, mit der interessierten Öffentlichkeit in einen fruchtbaren Austausch über die Identifizierungsmöglichkeiten von Buchfragmenten zu treten und die bibliographische Zugehörigkeit möglichst vieler der 500 Fragmente zu klären. Das Projekt dient als Prototyp für zukünftige Vorhaben der Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Bereich der Citizen Science (Bürgerwissenschaft).

Kontakt

  • Katja Lorenz
    Fachbereichsleiterin Sondersammlungen

    T +49 3643 545 844
    E-Mail
  • Andreas Schlüter
    Referatsleiter Digitale Entwicklung / Systembibliothekar

    T +49 3643 545 233
    E-Mail

Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.