Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.

Projekt „3D-Visualisierung und Rekonstruktion historischer Sammlungszusammenhänge“
Von Januar 2019 bis Juni 2023 wurden im Rahmen dieses Projektes Lösungen und Methoden entwickelt, um digitalisierte Bücher und museale Objekte im Kontext ihrer historischen Räume virtuell erlebbar und erforschbar zu machen. Dazu wurden die der Öffentlichkeit nur eingeschränkt zugänglichen Räume „Bibliotheksturm“ der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sowie „Goethes Privatbibliothek“ im Goethe-Nationalmuseum dreidimensional erfasst, virtuell zugänglich gemacht und jeweils mit digitalisierten Bänden der Militärbibliothek Carl August beziehungsweise Goethes privater Arbeitsbibliothek sowie Goethes Ausleihen aus der Herzoglichen Bibliothek verknüpft.
| Zum 360°-Rundgang des Bibliotheksturms mit Militärbibliothek in einem separaten Fenster | Zum 3D-Modell von Goethes Privatbibliothek in einem separaten Fenster |
Das Projekt baut in Teilen auf Arbeiten der Forschungsprojekte „Goethes Bibliotheken in Weimar“ und „Goethe digital: Eine Autorenbibliothek als Sammlungsraum“ des Forschungsverbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel auf: In diesen beiden Unternehmungen wurden die private Arbeitsbibliothek Goethes und seine Ausleihen aus der Herzoglichen Bibliothek, die er von 1797 bis zu seinem Tod leitete, umfassend erforscht. „Sammlungsräume digital“ profitiert außerdem von Vorarbeiten im EFRE-geförderten Projekt „Digitalisierung von Sammlungsbeständen der Klassik Stiftung Weimar“.
Das Projekt wurde gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek befindet sich die am vollständigsten erhaltene Militärbibliothek der Aufklärungszeit in Deutschland. Ihre Ursprünge reichen bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück. Seit 1775 wurde sie von Herzog Carl August als eigenständige Sammlung geführt, 1786 erstmals katalogisiert und 1804 institutionalisiert. Zu den Nutzern gehörten etwa Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt.
Seit 1824 diente der neugotische Bibliotheksturm, ein ehemaliger Wehrtum der Stadtmauer, als Aufbewahrungsort für die Sammlung. 6.000 Karten, 5.200 Bücher und 200 Handschriften, 27 Globen und 11 Festungsmodelle sind bis heute erhalten und werden zum Teil noch immer der historischen Aufstellung entsprechend im Turm aufbewahrt.
Anders als der Rokokosaal und der Rest des Historischen Gebäudes der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist der Bibliotheksturm nur eingeschränkt für die Öffentlichkeit zugänglich. Klimatische und bauliche Voraussetzungen bedingen, dass dieser historisch wertvolle Sammlungsraum nur in Kleingruppen begehbar ist. Aus baulichen Gründen kann die historische Treppe auch zukünftig nur vereinzelt und zu besonderen Gelegenheiten von Besuchern betreten werden.
Goethes private Arbeitsbibliothek im Hinterhaus seines Wohnhauses am Frauenplan stellt ein einzigartiges Wissensarchiv für die Erforschung von Gelehrtenbibliotheken um 1800 dar. Sie enthält Bücher aller Wissensgebiete aus über 20 Sprachen und Literaturen vom 15. Jahrhundert bis zur Goethezeit. Für die Forschung von unschätzbarem Wert sind die eigenhändigen Eintragungen und Anmerkungen Goethes. Die ursprüngliche Aufstellung der in einem langen schmalen Raum aufgestellten privaten Bibliothek ist zwar spätestens durch eine Auslagerung 1942 verloren gegangen, der ursprüngliche Umfang ist allerdings nahezu vollständig erhalten: 5.424 Titel (rund 7.250 Bände) füllen Regale, Pulte und Wandschränke.
Durch die im Rahmen des MWW-Forschungsverbundes und mit weiteren EFRE-Mitteln geförderte Digitalisierung ausgewählter Bände dieser Sammlung kann der Forschung zukünftig ein direkter Zugriff auf dieses bedeutende Zeugnis der Geistes- und Kulturgeschichte gewährt werden.
Zusammen mit dem Arbeitszimmer – von Goethe selbst auch „Wohnzimmer“ genannt – sowie einem Vorraum mit Mineralienschränken bildet die Bibliothek einen abgeschlossenen Raumkomplex, der durch genaue Inventarisierung aller Einrichtungsgegenstände und Schubladeninhalte unmittelbar nach Goethes Tod 1832 in seiner Gesamtheit bewahrt ist – und tiefe Einblicke in Alltag und Arbeitsbereiche Goethes erlaubt.
Bibliothek und Arbeitszimmer können von der interessierten Öffentlichkeit nur eingeschränkt erfahren werden: Beide Räume lassen sich nur von einem Vorraum aus einsehen.
Die digitale Rekonstruktion und Präsentation des Bibliotheksturms und der Privatbibliothek Goethes Privatbibliothek zielt darauf ab, die bis heute stark eingeschränkte Sichtbarkeit und Zugänglichkeit der historischen Sammlungsräume für die Forschung zu verbessern. Die Räumlichkeiten sollten durch eine dreidimensionale Rekonstruktion visualisiert und dabei virtuell möglichst realistisch nachgebildet werden. Über eine weitestgehend barrierefreie Webpräsentation ist nun ein Zugang zu den virtuellen Räumen möglich.
Die Sammlungszusammenhänge zwischen den unterschiedlichsten Objekten in den Räumen werden durch die digitale Einbindung und virtuelle Verknüpfung deutlich gemacht: Durch einen Dienstleister digitalisierte Teile der Militärbibliothek und bereit digitalisierte Bände der Privatbibliothek Goethes werden an den exakten Positionen, die den aktuellen Forschungsstand zur historischen Aufstellung widerspiegeln, in die digitale Präsentation eingebunden. Auch die zur Militärbibliothek gehörenden Globen und Festungsmodelle werden im Rahmen dieses Projektes exemplarisch erschlossen und digitalisiert. Sie können später als digitale 3D-Objekte im virtuellen Raum von allen Seiten aus im Detail betrachtet werden.
Die virtuelle Verknüpfung zwischen Bibliotheksbeständen und Museumsobjekten illustriert und vermittelt die historischen Sammlungszusammenhänge auf eine innovative Art und Weise. Wurde bei der Darstellung der genannten Räume bisher vor allem auf Fotografien verwiesen, die naturgemäß nur einen Ist-Zustand zeigen, so steht bei diesem Projekt die Interaktion zwischen Nutzer-Raum-Sammlung im Vordergrund. Die Plattform ist technisch so ausgelegt, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch weitere Bestände eingebunden werden können.
Zum 360°-Rundgang des Bibliotheksturms mit Militärbibliothek
Zum 3D-Modell von Goethes Privatbibliothek
Weitere 360°-Rundgänge durch das Historische Bibliotheksgebäude inkl. Rokokosaal sowie durch das Goethe Wohnhaus inkl. Arbeitszimmer finden Sie hier.
Das Projekt ist eng verknüpft mit dem „Goethe-Apparat“ im Goethe-Nationalmuseum.
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Heine, Heinrich: Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo, 1823.
Signatur: Ruppert 954
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